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INSIDE Küche

  • Schlagzeile: Neuer Wettbewerb
  • H1: Neuer Wettbewerb im Küchenmarkt

Wie können sich Küchenfachhändler in diesen extrem herausfordernden Zeiten regional stärker aufstellen? Diese Frage stellte Irene Gotas, Prokuristin bei Flotho in Osnabrück, auf dem INSIDE Küche-Talk auf der Area30 in Löhne im September. Eine Antwort auf die Frage hatte sie auch im Gepäck: Mit den beiden Sponsoren-Partnern Nobilia und Bosch und der Agentur Ansprechend aus Bünde ist der Wettbewerb Deutschland kocht regional & saisonal entwickelt worden (INSIDE Spezial Küche Nr. 7). 48 Küchenfachhändler und Möbelhäuser – drei je Bundesland – treten in Teams, bestehend aus Hobby-Köchen, gegeneinander an. Gotas: „Das Ziel ist es, so regionale Reichweite für die Küchenstudios und Möbelhäuser aufzubauen.“

 

Der Ablauf ist wie folgt: Küchenhändler, die eine Nobilia-Küche und Bosch-Geräte in der Ausstellung haben, bewerben sich bis zum 31. Dezember und suchen ein in der Region ansässiges Hobby-Koch-Team, das für sie in den Wettbewerb einsteigt. Dieses kann aus Kunden, Neukunden oder auch Mitarbeitern bestehen. In der ersten Maiwoche 2023 muss das Team dann gegen zwei weitere Hobby-Koch-Teams der teilnehmenden Küchenstudios aus dem Bundesland antreten. Zur Zubereitung des zuvor ausgewählten Schmankerls mit saisonalen und regionalen Produkten haben die Protagonisten 60 Minuten Zeit. Handelsvertreter der Sponsoren und eine ausgewählte Jury bewerten die Gerichte und schicken pro Bundesland einen Kandidaten ins Halbfinale, das für die zweite Maiwoche angesetzt ist. Im Halbfinale gibt es vier Gruppen: Nord, Ost, Süd und West mit je vier Teilnehmern. Auch hier geht’s für das Team eine Runde weiter, die das leckerste Hauptgericht mit regionalen Produkten zubereiten. Zum Finale am 20. Mai reisen die vier Finalisten zur Food-Influencerin Sally nach Waghäusel.

 

Das Event wird von einem Anzeigenpaket in verschiedenen Formaten begleitet. Von Schaltungen in lokalen Medien über Radiospots bis hin zu Social-Media-Posts. Laut Gotas sei die Aufmerksamkeit für den jeweiligen Fachhändler enorm. „Durch das Event bekommt der Handel ein Werkzeug an die Hand, um Bestandskunden zu pflegen, Neukunden zu gewinnen und gezielt Reichweite aufzubauen“, so Christiane Pauli, Inhaberin der Agentur Ansprechend und Co-Organisatorin. Geplant ist es, das Event jährlich durchzuführen.

 

  • Schlagzeile: Weiter geht’s
  • H1: Deutschland kocht: Weiter geht's

Der Fachhandels-Kochwettbewerb „Deutschland kocht“, bei dem sich im Finale Ende Mai 2023 im Sallycon Valley Hobbyköchin Claudia Thun für den Küchentreff Elmshorn und mit ihrem Deichlamm in Thymiankruste durchsetzte, wird im kommenden Jahr fortgesetzt.

Die Hauptsponsoren Bosch und Nobilia sind erneut am Start und auch das gemeinsame Testimonial Sally Özcan. Erste Anmeldungen von „Wiederholungstätern“ aus dem Handel liegen schon vor.

Der Auftakt für die zweite Ausgabe von „Deutschland kocht“ ist im September. Handelsunternehmen und Supporter können sich in der Innovation Area der Area30 informieren, wo TV-Koch Carsten Dorhs mit den Hobbyköchen aus dem Finale in einer Nobilia-Küche mit Bosch-Geräten kochen wird. Auch auf der Nobilia-Hausmesse in Verl wird Deutschland kocht präsent sein.

  • Schlagzeile: Volle Hütte beim Finale
  • H1: Deutschland kocht: Volle Hütte beim Finale

Das Ergebnis vorweg: Den Sieg erkocht beim Handels-Kochwettbewerb Deutschland kocht hat am Wochenende auf der IFA Tobias Henrichs, der fürs Küchenstudio Proform aus Weinheim an den Start gegangen ist.

Das Deutschland-kocht-Finale am Samstag und Sonntag auf der IFA auszutragen hat für eine unfassbare Publicity gesorgt. Am Bosch-Stand schoben sich die Massen an der Nobilia-Küche entlang. Zur Siegerehrung im von Bosch und Nobilia gesponserten Wettbewerb kam am Sonntagnachmittag Messechef Leif Lindner persönlich. Die Jury war mit den Content Creatorinnen Sally Özcan, Ayşe Şen, den Profi- und TV-Köchen Frank Buchholz, Carsten Dorhs und Mario Kotaska sowie dem früheren Gaggenau-Chef Peter Bruns ohnehin gut besetzt. Moderiert hat Hardy Kloßek.

Weiter geht’s mit Deutschland kocht auf jeden Fall. Welche weiteren Aktionen für den Handel das Team um Initiatorin Irene Gotas aus dem Wettbewerb entwickelt hat, will Gotas erst auf der Küchenmeile verraten. Bislang nur so viel: Deutschland kocht soll in Zukunft weitaus mehr sein, als ein Kochwettbewerb.

Die Bilder vom Event in Berlin gibt’s im INSIDE Spezial Küche, das in der kommenden Woche erscheint.

  • Schlagzeile: Eine Siegerin, drei Gewinner

Beim Finale des Fachhandels-Kochwettbewerbs „Deutschland kocht“ trafen sich am Samstag bekannte Gesichter aus der Küchenbranche, Hobbyköche, Social-Media-Sternchen, Sterne-Köche, Food-Experten und Sponsoren in Waghäusel. Co-Hausherr und Social-Media-Experte Murat Özcan organisierte gefühlte 100 spontane Führungen durchs Sallycon Valley, den eigentlich kleinsten Teil von Sallys Welt.

Über den Hauptgewinn – eine von den Deutschland-kocht-Sponsoren zur Verfügung gestellte Küche von Nobilia mit Bosch-Geräten – freute sich Hobbyköchin Claudia Thun, die vom KüchenTreff Elmshorn unterstützt worden war. Sie überzeugte die Jury mit folgendem Gericht: Deichlamm mit Thymian Haselnusskruste, Petersilienwurzelpüree, Portweinjus und gegrillte Birne, Speckschaum, krosser Speck, grüner und lila Spargel.

Den zweiten Platz teilten sich Daniel Hornunth (Küchen Walther), Burak Sahin (Planwerk Lüdenscheid) und Mona Schmidt (Küchenhaus Arnstadt), die einen kulinarischen Kurzurlaub auf Sylt verbringen dürfen.

Führung durchs Sallycon Valley Murat Özcan

Führung durchs Sallycon Valley: Murat Özcan

Sponsoren der fast ersten Stunde Harald Friedrich Antonio Terrada

Sponsoren: Harald Friedrich, Antonio Terrada

Gastgeberin Sally Özcan Antonio Terrada

Gastgeberin Sally Özcan, Antonio Terrada

Die Jury wird vorgestellt

 Die Jury wird vorgestellt

Siegerin in Aktion Claudia Thun

Siegerin in Aktion: Claudia Thun

Ein Leben für Deutschland kocht Irene Gotas mit Marko Klokow

Ein Frühjahr lang Deutschland kocht: Initiatorin Irene Gotas, Marko Klokow

Bei der Arbeit Daniel Hornunth

Bei der Arbeit: Küchen-Walther-Hobbykoch Daniel Hornunth

Team Arnstadt Mona Schmidt

Team Arnstadt um Hobbyköchin Mona Schmidt

Team Lüdenscheid um Hobbykoch Burak Sahin

Team Lüdenscheid um Hobbykoch Burak Sahin

Küchentreff Entsandte

Reisegruppe Küchentreff

  • Schlagzeile: Mehr als ein Wettbewerb
  • H1: Deutschland kocht: Mehr als ein Wettbewerb

Vor dem großen Finale, das in diesem Jahr auf der IFA stattfindet, sprechen Deutschland-kocht-Initiatorin Irene Gotas und Moderator Hardy Kloßek im INSIDE Küche-Talk über den Ausbau der als Kochwettbewerb gestarteten Marke. Mit den Learnings aus dem vergangenen Jahr haben einige Händler die Events so professionalisiert, das in der Spitze 500 Besucher kamen.

Durch die Einbindung in die IFA bekommt Deutschland kocht in diesem Herbst eine noch deutlich stärkere mediale Aufmerksamkeit. Der Jury im Finale gehören an: Carsten Dohrs, Peter Bruns, Sally Özcan, Ayşe Şen und Frank Buchholz.

Zur Küchenmeile dann werden Deutschland kocht und Partner Projekte vorstellen, die aus den Veranstaltungen heraus entwickelt wurden. Deutschland kocht ist inzwischen mehr als ein Wettbewerb.

  • Schlagzeile: Symbiose in Bad Säckingen
  • H1: Dick Küchen/Showme Stores: Symbiose in Bad Säckingen

Bei Dick Küchen in Bad Säckingen, nahe der Schweizer Grenze, zieht im Oktober eine Reihe von Online-Händlern ein. Der Flächenbetreiber Showme Stores hat im April in Dreieich schon einen vergleichbaren Showroom eröffnet und will im DACH-Raum weiter expandieren.

Als der zum EMV-Gesellschafter Dick gehörende Küchenhändler Dick Küchen zum Jahresanfang ein Lager von Bad Säckingen an einen externen Standort auslagerte und die frei gewordene Fläche über ein Immobilienportal inserierte, meldeten sich Eugen und Paul Sidelnikow. Die Brüder waren in Dreieich, im Großraum Frankfurt, gerade vor der Eröffnung ihres ersten Showme-Stores-Standorts. Der befindet sich in der Robert-Bosch-Straße, einen Steinwurf von der MHK-Europazentrale entfernt. Showme Stores bietet Online-Käufern die Möglichkeit, Produkte vor dem Kauf auch mal auszuprobieren.

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  • Schlagzeile: Leif Lindner im Talk
  • H1: IFA-Chef Leif Lindner im INSIDE Küche-Talk

Der Schachzug, mit Leif Lindner einen gebürtigen Berliner und gleichzeitig einen gestandenen Industrie-Mann (Samsung, Sony) auf den CEO-Posten der weltweit größten Consumer-Electronic-Messe IFA zu setzen, der war schon gut. Lindner kennt die Sorgen und Wünsche aus der Perspektive eines Ausstellers, er ist in der Branche vernetzt, er ist nicht nur vom Erscheinungsbild durchsetzungsstark – und er redet nicht um den heißen Brei herum.

Spricht man mit Lindner, hat man schnell den Eindruck: Um den heißen Brei herumreden, das kann der auch gar nicht. Das ist gut. Denn die 2022 neu gegründete IFA Management GmbH, in der mehr als 40 Mitarbeiter in einem Joint Venture der GFU Consumer & Home Electronics GmbH gemeinsam mit Clarion Events Ltd, dem immerhin zweitgrößten Messeveranstalter der Welt, arbeiten, hat ein dickes Brett zu bohren.

Wie viele große Messen muss auch die IFA ihre neue Rolle finden. Umsatz und Mediawert sind auf Messen wie der IFA nicht mehr in erster Linie die Argumente für teure und nicht wirklich nachhaltige Megashows von kleinen und großen Ausstellern. Die Budgets sind eingedampft, der Kostendruck ist immens – und der schlaue Kundenzugang die eigentlich neue Währung.

Wie Lindner, der im vergangenen Jahr noch Zuschauer war, davor Aussteller und jetzt im Driverseat sitzt, die IFA vom 6. bis zum 10. September nicht nur zur 100. Ausgabe wieder jung, frisch und relevant machen will, sondern die diesjährige Ausgabe eher als „Startschuss“ für die neue IFA definiert wissen will, darüber haben wir in dieser Woche im neuen INSIDE-Küche-Talk gesprochen. Lindner: „Wir werden in diesem September zeigen, wo wir hinwollen.“

Den Talk gibt's auch hier als Podcast.

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  • Schlagzeile: Wo sind die Innovationen?
  • H1: Die Baumann Group auf dem 7. INSIDE Branchen-Gipfel: Wo sind sie, die echten Innovationen?

Wenn Innovationswille und Betriebswirtschaft aufeinandertreffen – am Nachmittag des 6. Mai, nach der Kaffeepause, werden Hélène Bangert, die bei der Baumann Group produktseitig den Hut aufhat, und Matthias Berens, Vertriebsgeschäftsführer des Küchenbauers aus Löhne mit Blick auf die Zahlen, gemeinsam auf der Bühne des 7. INSIDE Branchen-Gipfels stehen. Die beiden werden darüber sprechen, was echte Innovationen im Tagesgeschäft manchmal ausbremst und wie viel Innovation im Markt überhaupt gewünscht ist. Ein paar Fragen zur Einstimmung haben wir ihnen Anfang dieser Woche schon gestellt.
Für die eine Antwort, die auf die große Frage nach den echten Innovationen der Branche, haben die beiden bis zum Gipfel noch Bedenkzeit. Wir werden an dem Nachmittag aber auf jeden Fall erfahren, wie es aussehen könnte, wenn Hélène Bangert ihre Ideen auch mal ganz frei von Restriktionen umsetzen könnte.

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  • Schlagzeile: Stimmen und Stimmungen
Seit Montag ist der Möbelhandel – teilweise – wieder auf. Es gibt viele Händler, die sich freuen das Verkaufen in Corona-Zeiten zu üben. Es gibt die Fachhändler, für die Terminshopping eh nahezu normales Geschäft ist. Und es gibt die Härtefälle, die sich nur noch veräppelt fühlen: Händler, die nicht wieder öffnen durften. Hier tut sich insbesondere die Großfläche schwer. Wir haben uns für unsere aktuelle Ausgabe von INSIDE Wohnen durch den Markt telefoniert, mit Vertretern von Verbänden, Fachhandel und Großfläche gesprochen. Ein paar Stimmen veröffentlichen wir auch hier auf INSIDE Küche.

Küchen-Konzept Leipzig: „Zu tun ohne Ende“

Keinen Tag Kurzarbeit: Nadine Goos

„Wir haben zu tun ohne Ende“, sagt Nadine Goos, Inhaberin des Küchenring-Studios Küchen-Konzept aus Leipzig. Das liege allerdings nicht daran, dass seit Montag wieder auf Termin geöffnet werden darf. Das Geschäft sei auch während des Lockdowns gut weitergelaufen. Küchen-Konzept lebt ohnehin nicht von Laufkundschaft, sondern von Empfehlungen. „Geändert hat sich jetzt nur, dass Termine wieder im Laden gemacht werden dürfen. Wir waren ohnehin schon stark im Online-Verkauf, das gehört bei uns zum Tagesgeschäft“, sagt Goos. Und funktioniere auch bei Küchen für 40 bis 50.000 Euro. Und natürlich durfte das Aufmaßnehmen beim Kunden weiterlaufen. Goos: „Wir hatten nicht einen Tag Kurzarbeit.“ 

Wohncenter Nordenham: Hin und Her

„Unsere Möbel beißen nicht“: Hendrik Lenz

Hendrik Lenz, Inhaber vom Alliance-Mitglied Wohncenter Nordenham hat sich in den letzten Monaten bemüht, mit einer Mischung aus Humor und ausgefallenen Services bei den Kunden präsent zu bleiben. „Wir haben verkauft“, sagt er. Seiner Einschätzung nach auch mehr als im Branchenschnitt, aber natürlich schiebt auch das Wohncenter ein dickes Minus vor sich her.

Aufmerksamkeitswirksame Aktionen waren ein Online-„Teleshopping“ für Polstermöbel. Das brachte zwar kaum Umsatz, aber eben Aufmerksamkeit. Der Möbel-Drive-in, den Lenz zwischenzeitlich vorm Möbelhaus aufgebaut hatte, wurde dagegen tatsächlich angenommen, auch Telefonverkauf. Küchen verkauft der Alliance-Händler wie viele andere auch ganz gut online mit Aufmaß beim Kunden.

Den Laden aufsperren durfte Lenz diese Woche nicht – obwohl erst anders kommuniziert. In Niedersachsen hieß es nämlich zunächst, dass der landesweite Inzidenzwert als Bemessungsgrundlage zähle, um Shoppingtourismus zu vermeiden. So ging das Wohncenter dann auch am Freitag vor einer Woche mit „Click & Meet“ in die Werbung. Am Samstag tauchte plötzlich ein zusätzlicher Paragraph 18a auf, laut dem in Hotspots (neu-norddeutsch: Hochinzidenzkommunen) doch strengere Regeln greifen. Und als Hochinzidenzkommune wurde der Landkreis Wesermarsch mit einer Inzidenz knapp über 100 dann am Sonntag vor der geplanten Öffnung auch definiert.

Das ist natürlich frustrierend. Anfang der Woche tat sich dann noch ein Schlupfloch für Bemusterungstermine im Möbelhaus auf. Der Vertragsabschluss muss dann nach der Bemusterung zwar auf Distanz stattfinden, aber immerhin ein Hausstand darf auf die Fläche. Besser einer als keiner. Um das Chaos komplett zu machen, wurde diese Möglichkeit wenig später dann noch auf die Sortimente Küche und Bad beschränkt. Weil die anderen Möbel wohl beißen, mutmaßt Lenz ironisch, der sich mit den Worten „Willkür“, „Hin und Her“ und „Wettbewerbsverzerrung“ in Relation zu seiner Lage noch sehr gemäßigt ausdrückt.

Schaumann: „Aufholjagd hat begonnen“

Einfach glücklich: Lena Schaumann

Bei Lena Schaumann vom Kasseler VME-Händler Möbel Schaumann ist die Freude über die Wiederöffnung rauszuhören: „Wir sind einfach glücklich!“ In Hessen gilt als Orientierung der landesweite Inzidenzwert. Das bedeutet, dass Schaumann in Kassel (Inzidenz knapp über 60) unter denselben Bedingungen öffnen darf wie Höffner im wenige Kilometer entfernten Fuldabrück (Inzidenz unter 50): mit „Click & Meet“.

Bei Schaumann macht man Termine telefonisch oder online, was bereits an den ersten beiden Tagen gut genutzt wurde. Für Freitag und Samstag der Woche waren Beratungstermine schnell komplett ausgebucht – wer einen Termin zum Schauen haben will, passt trotzdem noch rein ins Möbelhaus. Eingebuchte Kunden werden im Vorfeld schon angerufen und der Bedarf abgefragt, damit der passende Verkaufsberater zur Stelle ist.

Das hat in den ersten Tagen zu einer „super Abschlussquote“ geführt. Auch wer nicht zum gebuchten Termin erscheint, bekommt einen Anruf, bei dem erfragt wird, ob dem Kunden oder der Kundin geholfen werden kann. Das Nachtelefonieren, um zu erfragen, ob nicht vielleicht doch noch eine Lösung oder ein anderes Modell gefunden werden kann, ist bei Schaumann schon seit Jahren Praxis und funktioniert.

Durch die Lockdown-Zeit sei man „mehr schlecht als recht“ gekommen. „Wir haben Umsatz gemacht, aber weit weg von normal“, sagt Lena Schaumann. Aber: „Jetzt hat die Aufholjagd begonnen.“ Dass die Inzidenzen hochgehen und vielleicht wieder geschlossen wird, muss natürlich einkalkuliert werden, „aber wir haben doch im letzten Jahr alle gelernt, spontan zu sein. Wie es dann weitergeht, darüber machen wir uns dann Gedanken.“ 

Grimm Küchen: Zehn harte Wochen

Optimistisch: Stephen Grimm

Küchen digital verkaufen – das war immer schon ein heiß diskutiertes Thema in der Branche. Wie es real funktioniert und wo die Hürden dabei sind, das haben viele Küchenhändler gerade im vergangenen Lockdown gelernt – gezwungenermaßen. Grimm Küchen mit seinen acht Küchenstudios in Nord- und Südbaden macht da keine Ausnahme. Insofern waren die vergangenen Monate sicher eine interessante Zeit. Aber Grimm-Küchen-Chef Stephen Grimm zeigt sich erleichtert, dass seine Kunden dank Click & Meet jetzt wieder in allen seinen Studios begrüßt werden dürfen.

Die ersten zehn Wochen des Jahres waren eine Herausforderung und haben viel von dem aufgebraucht, was Grimm Küchen im vergangenen Jahr draufsatteln konnte. Da lag die badische Küchen-Größe mit ihrem deutsch-französisch-schweizerischen Kundenstamm bei einem Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr, das Messegeschäft einmal ausgenommen. Sicher, die Kosten für Mehrfahrten muss man dagegenrechnen, weil Geräte aufgrund der Lieferverzögerung bei den Herstellern nachgeliefert werden mussten oder Leihgeräte organisiert wurden.

Was nach Corona bleibt? Wenn es um kleine Änderungen bei der Küchenplanung geht oder um Kunden, beispielsweise aus der Schweiz, die für eine Fahrt ins Geschäft 150 Kilometer auf sich nehmen müssten, dann kann sich Grimm vorstellen, digitale Helfer wie eine Video-Beratung zu nutzen. Grundsätzlich werde die digitale Beratung nur eine Ergänzung sein, ist er sich sicher. Farben und Haptik kann man eben nicht an einem Bildschirm begutachten. Grimm: „Ich glaube tatsächlich, dass sich die Situation wieder normalisieren wird, wir die Verluste wieder aufholen und beim Umsatz wieder auf das Niveau von 2019 kommen.“ 

Küchenstudio Proform: Neue Projekte

Die Bude eingerannt: Yvonne Zahn

„Ganz normal“, sprich ohne Terminvereinbarung hat MHK-Mitglied Küchenstudio Proform aus dem baden-württembergischen Weinheim (Inzidenz unter 50) seit dieser Woche geöffnet. „Seit Montag rennen uns die Leute die Bude ein“, sagt Inhaberin Yvonne Zahn. Noch stärker als nach dem ersten Lock-down, so ihr Eindruck. Es war ja auch länger geschlossen. Und es gab einen Unterschied: Im letzten Frühjahr durfte das Unternehmen als Handwerksbetrieb Kunden auf Termin einlassen.

Das ging diesmal nicht. Zu tun hatte die Proform-Mannschaft dennoch die meiste Zeit über. Die Monteure sowieso. Lediglich für einen Zeitraum von zwei Wochen mussten Verkäufer für zwei Tage pro Woche kurzarbeiten. Das Beratungsgeschäft ging hauptsächlich mit Onlineplanungen weiter. Zu Papier gebracht werden muss das Gros der Aufträge allerdings jetzt erst – nun kommen die Kunden zum Bemustern und Unterschreiben ins Geschäft. Heißt: Anzahlungen fehlten und die Liquidität nahm zwischendurch ab. In der Bredouille gewesen sei man nicht, sagt Yvonne Zahn, aber sie habe begonnen, sich Sorgen zu machen. Den fehlenden Umsatz will Proform nun bis April aufholen.

Yvonne Zahn – nebenbei mit dem Blog Yvi‘s Küchen-Glück am Start – hat die letzten Monate für die Planung neuer Projekte genutzt und eine Marketingfirma gegründet, mit der andere Küchenstudios unterstützt werden sollen. Parallel ist eine Showküche in der Planung, in der Yvonne Zahn, ähnlich wie YouTube-Star Sally Özcan, E-Geräte erklären und Backvideos drehen will. Sogar ein Konditor für eine „Live-Bäckerei“ wird eingestellt.

Wenn die Showküche Ende Mai fertig ist, soll auch die Vermietung Geld einbringen. Gespräche mit Sponsoren für die Ausstattung aus Küchen- und Geräteindustrie werden schon geführt. Sollte Proform für die Überbrückungshilfe III antragsberechtigt sein, was nach wie vor nicht klar ist, könnten 40 Prozent des Invests von bis zu 30.000 Euro erstattet werden. Schließlich geht’s um Digitalisierung. 

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  • Schlagzeile: Expansion im Ruhrpott
  • H1: Unternehmer Thomas Brag im Gespräch

Klirrend kalt es ist an diesem Wintertag in Duisburg. Um 9:30 Uhr in der Früh zeigt das Thermometer im Taxi auf dem Weg vom Hotel zur Küchenwelt Thomas Brag minus 9 Grad. Nach knapp einer Viertelstunde Fahrt aus der Innenstadt bleibt das Fahrzeug am Firmengelände stehen. Wir blicken aufs blaugraue Firmenlogo gleich in mehrfacher Ausführung, auch das Garant-Label hängt neben dem Eingang. Inhaber Thomas Brag ist Mitglied im Einkaufsgremium des Garant-Verbandes.

Zum Aufwärmen gibt’s erst mal einen heißen Cappuccino und dazu einen frisch gepressten Orangensaft. „Das bekommen bei uns alle Kunden und auch unsere Gäste. Das gehört dazu“, sagt Brag zur Begrüßung.

Dünnhäutige Kunden

Alte Kaserne 33 lautet die Adresse des heutigen Firmengeländes, das nach dem Zweiten Weltkrieg die britische Armee nutzte. Im Jahr 2006 hatte Brag bei der Bank erfolgreich um einen Kredit gefeilscht, den Grund gekauft und innerhalb von sieben Monaten sein Geschäftslokal hochgezogen. 37 Jahre war er damals alt. Den Weg in die Selbstständigkeit hatte er schon neun Jahre früher gewagt, nach der MöFa-Ausbildung und Mitarbeit beim Hochwerteinrichter Bülles sowie dem Alliance-Händler Dvorak. Brags erstes Geschäft hatte inklusive Lager 500 qm Fläche und 25 Ausstellungsküchen. Heute umfasst das 5.000 qm große Gelände der Küchenwelt Duisburg 600 qm Lager plus eine 1.000 qm große Ausstellung mit 50 Küchen. 16 davon sind funktionsbereit und warten auf die Hobby- und Profiköche, die immer wieder zu Gast sind. „In meiner Kochschule haben schon Stefan Marquard und auch Johann Lafer gekocht“, sagt Brag im „Atrium von Duisburg“, wie er das Herzstück seines Stores nennt, einen runden Raum mit einem großen Tisch in der Mitte. Ringsherum öffnet er sich zu den Arbeitsplätzen der Verkäufer, zu einem Teil der Ausstellungsfläche, zur Kochschule und auch zum Indoor-Kinderspielplatz.

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Einige der Küchen glitzern und blinken. „Die Farben Gold und Silber kommen hier in Duisburg gut an“, sagt Brag. Das liegt wohl vor allem am hohen Anteil türkischer Kunden. Seit der Firmengründung ist auch die insgesamt 40-köpfige Belegschaft des Unternehmens multikulti. Neben seiner Frau, die sich ums Controlling kümmert, und dem ältesten Sohn, der im Verkauf tätig ist, beschäftigt das Unternehmen Mitarbeiter mit türkischen, mit kroatischen und griechischen Wurzeln und Deutsche. Verkauft wird, wenn möglich, in der jeweiligen Muttersprache des Kunden. Wenn’s dann ans Eingemachte geht, muss auf Deutsch gewechselt werden. Brag: „Wir wollen den Kunden die größtmögliche Sicherheit geben. Aber Verträge und E-Mails, die müssen auf Deutsch geschrieben und beantwortet werden, um Missverständnisse zu vermeiden.“

Von denen gibt es seit Corona immer mehr. „Früher erreichten uns zwei Schreiben von Anwälten pro Quartal. Heute ist es ein Brief pro Woche. Es geht immer nur ums Geld. Die Kunden wollen jeden Cent rausholen und sind sehr sensibel geworden. Leider auch klagefreudiger und dünnhäutiger als früher“, so Brag. Um sich gegen Rechtsschutzversicherungs-Liebhaber abzusichern, geht keine Küche mehr ohne Zusatzverträge zum Kunden. In den 25 Jahren verkaufte Thomas Brag nach eigenen Angaben rund 30.000 Küchen. Nur zweimal wurde er gerichtlich dazu verdonnert, die Küche wieder abzubauen. Mit dieser Quote kann Brag gut leben. Und hat Lust auf mehr.

Küchenstore im türkischen Möbelhaus

Im November eröffnete Brag sein drittes Geschäft: Küchen- Store – DU by Die Küchenwelt, so nennt er den neuesten Firmenzuwachs. Brag erklärt den Namenwechsel so: „Wir betreiben Die Küchenwelt bereits in Duisburg und seit 2016 auch in Bocholt. Unser drittes Geschäft ist auf einer Fläche eines türkischen Möbelhauses. Das ist keine Küchenwelt, wie wir sie kennen.“ Zwar war die Namensänderung vorerst nicht geplant, doch nachdem der neue Partner auf Facebook mit „Jetzt neu: Die Küchenwelt in Duisburg“ geworben hatte, war Brag klar, ein neuer Name musste her. Immerhin feiert Die Küchenwelt in Duisburg dieses Jahr bereits das 25-jährige Bestehen. Erst kürzlich schauten deshalb auch Jörg Böhler, Geschäftsleiter Küchen Areal bei Garant, und Ladenbau-Experte Dieter Regge in Duisburg bei Brag vorbei und gratulierten zum Firmenjubiläum. Wirft man einen Blick zurück, so hätte es durchaus sein können, dass Brag einen anderen Verband wählen würde. „Schon als Kind saß ich auf dem Schoß von Werner Heilos“, so Brag. Heilos war damals noch nicht MHK-Boss, sondern Geschäftsführer des Schlafmöbelbauers Moser und zugleich der Chef von Brags Vater.

Auf dem Rundgang durchs Küchenstudio berichtet Brag von seiner Idee, ein Bewertungssystem einzuführen. 5 Sterne stehen für Ballerina. 4 Sterne plus für Nolte. 4 Sterne für Nobilia und 3 Sterne bekommt Burger. Brag: „Wir wollen dem Kunden so ganz verständlich die Unterschiede in Preis und Bauweise der einzelnen Hersteller aufzeigen und gleichzeitig darauf aufmerksam machen, dass du eigentlich mit allen unseren Herstellern alles bauen kannst.“ Auch im Gerätebereich arbeitet das Unternehmen mit allen bekannten Lieferanten zusammen. Ganz neu ist eine kleine Nobilia-Badausstellung. „Schauen wir mal, wie sich das entwickelt“, so Brag, als sein ältester Sohn Leonardo um die Ecke biegt und sich vorstellt. Brag senior: „Mittlerweile hat er sich zum zweitbesten Verkäufer entwickelt.“ Leonardo ist bei den Jungunternehmern von Garant, geht zur MöFa in Köln und will das Geschäft perspektivisch übernehmen. Die geregelte Nachfolge beruhigt den heute 53-jährigen Unternehmensinhaber. Er habe auch noch einen siebenjährigen Sohn. Der spiele bereits bei Schalke 04 Fußball, sagt der Familienvater. Vorgeschrieben ist die Küchen-Karriere keineswegs. Auf die Zukunft blickt der Unternehmer mit Zuversicht, wenngleich die Frequenz in den Läden in den ersten Wochen des Jahres spürbar nachgelassen habe. Neu ist die Zusammenarbeit mit dem Anbieter von Garantieverlängerungen Garantiemax. Brag: „Wir geben seit diesem Jahr allen Kunden eine Zehnjahresgarantie auf die komplette Küche inklusive aller Geräte und Zubehör. Dieser Zusatz kommt bei unseren Kunden sehr gut an und könnte einer der Gründe sein, warum wir einen guten Start ins Jahr hatten.“ Auch die Zusammenarbeit mit der Agentur Be Social, die sich auf Personal- und Kundengewinnung konzentriert, soll fortgesetzt werden. „Anfangs war ich skeptisch, aber mittlerweile haben wir eine top Abschlussquote durch das Konzept ,Küchentester' in Bocholt.“ Brags großes Ziel ist es, bald die 10-Mio-Euro-Umsatzschallmauer zu knacken. „Wir befinden uns auf einem guten Weg“, sagt Brag.



  • Schlagzeile: Expansion geht weiter
  • H1: Expansion geht weiter

Erst im letzten Jahr hat Thomas Brag zwei Küchenstudios eröffnet – Dinslaken und Recklinghausen kamen zu den bestehenden Studios in Duisburg und Bocholt hinzu. Auch mit einer Bora-Kochschule ist der Familienunternehmer Brag seit einiger Zeit am Start. Für 2025 steht fix im Fahrplan: Die Expansionsstrategie soll konsequent fortgesetzt werden. Im Spätsommer soll es so weit sein.

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  • Schlagzeile: Von zwei auf vier
  • H1: Die Küchenwelt Thomas Brag: Von zwei auf vier

Gleich zwei neue Standorte innerhalb weniger Monate: Garant-Händler Thomas Brag aus Duisburg eröffnet am 1. März 2024 in Dinslaken Filiale Nummer 3 als Nolte-Monobrand-Store. Auch eine Bora-Kochschule ist am neuen Standort geplant. Thomas Brag hat in dieser Woche einen eigenen Koch verpflichtet. Anfang Mai bereits kommt in Recklinghausen das vierte Geschäft hinzu.

Über die Pläne an den neuen Standorten, wie es dazu kam, wie's so läuft und was der Junior ins Familienunternehmen einbringt, darüber haben Vater Thomas und Sohn Leandro Brag im INSIDE Küche-Talk gesprochen, den es hier auch als Podcast gibt.

  • Schlagzeile: Langsam voran

Mit einem schlechten Jahr im Rücken hat man – anders als zum Jahresanfang 2024, als die Branche in einer Angststarre zu verharren schien – inzwischen zumindest eine Ahnung, wohin es gehen wird im Küchenmarkt: auf dem erreichten niedrigen Level geradeaus, möglicherweise sogar etwas aufwärts.

„Die Branche ist in Wallung.“ Darunter fasst ein Vertriebsmann aus der Küchenindustrie eigentlich alles zusammen, worüber wir auch beim INSIDE in den letzten Wochen geschrieben haben: Personalien wie den immer noch nachhallenden Abschied von Markus Sander bei Häcker, seine Nachfolge durch Matthias Berens, der Anfang 2026 nach Rödinghausen zurückkehren soll, Berens‘ Nachfolge bei der Baumann Group in Löhne, wo Inhaber Delf Baumann mit Kai Menke und Hélène Bangert frischen Wind reinbringen will (ohne dass überhaupt jemals der Verdacht aufgekommen wäre, der könne in der Baumann Group nicht ohnehin schon wehen).

Unter „Wallung“ fällt auch die kürzliche Beteiligung des Finanzinvestors Orlando Management an Leicht Küchen oder der Verkauf von RWK & Kuhlmann an Brigitte-Inhaber Steffen Liebich bzw. dessen Berliner Gesellschaft Urba Hausservice und Handels GmbH, der in dieser Woche bekannt wurde. Liebich hat am 5. Februar Ralf Marohn an der Unternehmensspitze abgelöst.

Nicht alle Veränderungen sind so offensichtlich wie diese. Gewerkelt wird vor allem unter der Oberfläche. Unternehmen aus Handel und Industrie, auch Verbände, bei denen es früher vor allem um Kostenführerschaft ging, arbeiten an sich selbst, versuchen sich in der berühmten Neuerfindung, für die es neben Kraftanstrengungen auch viel Durchhaltevermögen braucht. Ihnen allen ist klar: Die schlechte Nachfrage und die schwache Wohnbaukonjunktur auszusitzen, wird nicht reichen, um sich mit gewachsenen Marktanteilen eine gute Ausgangsposition für die ersehnte Zeit zu verschaffen, in der es wieder los geht. Mut und Innovationsgeist sind gefragt und kluge strategische Entscheidungen – jetzt und nicht erst dann, wenn es zu spät ist. Was andernfalls passieren kann, dafür gibt es gerade viel zu viele Beispiele unter anderem aus dem Kastenmöbelsegment.

Nach der Ratlosigkeit zum Beginn der Absatzkrise, die die Küchenleute trotz jahrelang prophezeiter Überkapazitäten dann im Herbst 2023 doch irgendwie ziemlich überrascht hat, ist momentan – und das trotz zumeist nach wie vor mieser Beschäftigung in den Werken – an manchen Stellen endlich mal wieder sowas wie Aufbruchstimmung zu verspüren. Dabei hilft, dass im Markt anscheinend endlich die Talsohle erreicht ist.

Die amtliche Statistik für 2024 weist einen Rückgang von knapp 7 Prozent in der deutschen Küchenmöbelindustrie aus. Dass es wirklich nicht schlimmer war, daran gibt es allerdings begründete Zweifel. Ernsthafte Schätzungen aus dem Markt gehen davon aus, dass das Volumen sich auf dem Niveau von 2016 bewegt hat. 20 bis 25 Prozent des Volumens wären seit dem Corona-Hoch auf der Strecke geblieben, wertmäßig vielleicht 10 bis 15 Prozent.

Auf konjunkturelle Impulse oder gar politische wird eher nicht gesetzt. Nobilia-Chef Dr. Lars Bopf sagt es so: „Wichtige Themen werden in der Politik gerade überhaupt nicht mehr behandelt.“ Mit seiner Meinung ist er in der Küchenbranche nicht allein. Auch andere beklagen, dass das Thema Migration Wahlkampf und Berichterstattung so stark dominiert, dass wirtschaftliche Themen, Wohnungsbau, Klimaschutz, Digitalisierung oder auch Demografie komplett in den Hintergrund gedrängt wurden.

Was den Wohnungsbau angeht, das Überthema im Küchenmarkt seit Beginn des Abschwungs vor drei, vier Jahren: Eine Förderung des Einfamilienhausbaus ist politisch nicht mehr gewollt, vielmehr soll verdichtet werden. Wohnraum muss aufgrund des zunehmenden Mangels schnell und kostengünstig geschaffen werden. In diesen Tagen machte der so genannte „Hamburger Standard“ Schlagzeilen, mit dem der nordische Stadtstaat als erstes Bundesland ein Konzept für effizientes, kostengünstiges Bauen geschaffen haben will. Es wird mehr Wohnprojekte mit vielen Einheiten geben in Zukunft. Für die Küchenbranche bedeutet das eine größere Anzahl kleinerer, womöglich preisgünstiger Küchen. Und für die Vermarktung: mehr Projektgeschäft. Von dem wird zunehmend auch die Industrie direkt was abhaben wollen.

Andere Wege

Auch an anderen Stellen ändert sich die Küchenvermarktung. Online-Lead-Generierung und Terminvereinbarungen sind längst nicht mehr nur Kür. Außerdem im Kommen: Höffner, XXXLutz und andere investieren stark in Heimberatung nach dem früheren Küchenquelle-Modell.

Von der Idee aus den 2010-er Jahren, dass Küchen sich so gar nicht digital verkaufen lassen, ist man inzwischen weg. Geht selbst im gehobenen Bereich – natürlich mit entsprechend intensiver Beratung. Einfache Küchen, auch montierte, werden heutzutage locker auch im Online-Shop verkauft, von Internet Pure Playern genauso wie von Händlern mit stationärem Ursprung. Die Industrie stellt sich mit entsprechenden Produkten darauf ein. So weit wie RWK & Kuhlmann, einen eigenen Onlineshop hochzuziehen, würde sicher nicht jeder Küchenbauer gehen. Kurz vor dem Verkauf des Unternehmens sind Ralf Marohn und ein Team früherer NEG-Novex-Leute noch mit dem Online-Shop geba-germany.de an den Start gegangen.

Allen voran Ikea drängen inzwischen auch Unternehmen aus der Großfläche mit Studiokonzepten in den Bereich vor, der bislang Küchenspezialisten vorbehalten war. Auch Kleinflächenkonzepte werden häufiger. In Zeiten von VR und AR braucht es vielleicht nur noch zwei Musterküchen. Und endlich, das muss man schon sagen, kommen auch ganz neue, junge Konzepte auf den Markt. Eins davon, Hej Kitchen von Ehrmann, haben wir im letzten INSIDE kurz vorgestellt (INSIDE 1199).

Ein Trend, der sich im Premiumbereich wohl durchsetzen wird, ist ganzheitliches Einrichten mithilfe von Innenarchitekten und Interior-Designern – oder eben Küchenstudios, die das entsprechende Angebot haben.

Stabil bis etwas besser

Und so schaut’s aus in der Küchenmöbelindustrie zum Jahresanfang: Die Auslastung ist im Januar und Februar traditionell schlecht, mit dem schlechten Jahr im Rücken nochmal mehr. Wundert kaum, dass Kurzarbeit und andere Maßnahmen zur Beschäftigungsreduzierung auch im ersten Quartal noch Usus sind. Beim ein oder anderen sieht es im Auftragseingang schon wieder etwas besser aus, andere warten noch drauf. Bis sich diese Aufhellung in der Auslastung niederschlägt, muss die Industrie aber noch ein paar Wochen durchhalten. Und: Von Boom ist noch längst nicht die Rede, auch wenn die Verkäufe zum Jahresstart „draußen“ im Handel ganz ordentlich gewesen sein sollen. Schüller-Vertriebsleiter Frank Bayer: „Der Auftakt ins Jahr war recht positiv, besser als im natürlich sehr schwachen Vorjahr. Das ist auch im AE bereits sichtbar."

Sagt auch einer seiner Kunden. Der Kreis-Händler Max Guttenberger von Küche und Objekt aus Abensberg, der am Standort Regensburg, ziemlich zentral, im Dezember gerade das Next125 Concept Store-Format umgesetzt hat: „Bei uns läuft‘s wieder – im Projekt oder im Retail". Auch Team7-Inhaber Dr. Georg Emprechtinger spürt wieder „ein leichtes Lüftchen unter den Flügeln“, und Nobilia-Geschäftsführer Bopf hat aus den Märkten, in denen das Unternehmen an Handelsunternehmen beteiligt ist, ähnliche Rückmeldungen.

„Für 2025 gehen wir von einer positiven Entwicklung aus, die wir noch deutlicher im Export erwarten als im Inland“, so Leicht- Chef Stefan Waldenmaier. Rotpunkts Vertriebsgeschäftsführer Sven Herden erwartet „mit Rückenwind aus November und Dezember für 2025 wieder ein leichtes Umsatzwachstum, allerdings bei weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen“, und Ballerina- Geschäftsführerin Heidrun Brinkmeyer plant für 2025 mit einem „soliden Wachstum von 3 bis 5 Prozent“.

„Wir sind positiv in das neue Jahr gestartet und nehmen diese optimistischen Impulse auch aus den Märkten wahr“, gibt Häcker-Marketingleiterin Karin Padinger aus Rödinghausen durch. Und Roger Klinkenberg, Vertriebsgeschäftsführer bei Pronorm geht nach dem schwachen 2024 im laufenden Jahr wieder von einem leichten Wachstum aus. Solche Stimmen hört man wieder öfter in diesen Tagen, obwohl die Branche sich einig ist: Das All time high aus der Corona-Zeit, das wird von selbst so schnell nicht wieder erreicht. Die Unternehmen müssen aktiv werden.

Aktivität schaut bei den einen so aus, bei den anderen so. In der Großfläche ist es nach wie vor die große Werbetrommel. Jubiläen wie bei Rieger, Segmüller, XXXLutz oder Möbelmarkt Dogern ziehen im gesamten Land Marketinginvestitionen nach sich. Mit Erfolg für die Auftragsbücher, wie man hört, aber sicher auch mit einem tiefen Griff in die Kasse. Für das Stopfen der damit entstandenen Löcher ist dann wiederum die Industrie zuständig. Großflächen-Lieferanten wird der bevorstehende XXXLutz-Porta-Deal garantiert noch ein paar Euro kosten.

Die lieben Preise

Mit den Einkaufspreisen der ganz Großen mitzuhalten, wird für Küchenspezialisten zunehmend schwer werden. Solange diesen der Dauerbrenner Preis als Hauptargument in der Vermarktung einfällt, wird das den Druck im gesamten Küchenmarkt erhöhen und die Industrie darin bestätigen, dass die Rettung in den Exportmärkten zu suchen ist. Apropos Preise: Die zwischenzeitlich hohen Inflationsraten hatten für längere Zeit dafür gesorgt, dass Anbieter im Preiseinstieg scheinbar eine bessere Entwicklung hatten als der Gesamtmarkt. Darauf wiederum hatte schon im Verlauf des letzten Jahres die Industrie mit unterjährigen Angeboten reagiert. Spätestens bei den Herbstmessen hatte dann so ziemlich jeder was Zusätzliches in den unteren Preislagen in petto.

Während die einen damit argumentieren, dass die Branche in den letzten Jahren preislich die Bodenhaftung verloren habe und Küche wieder „demokratischer“ werden muss, sehen andere genau das als ein gefährliches Spiel und stellen folgende Fragen: Ist der Preisrutsch eine Idee von Industrie und Handel? Wird gezielt nach unten beraten oder wird ein solches Angebot von der Endkundschaft gefordert? Wird dadurch auch nur eine Küche zusätzlich verkauft im Markt?

Für Gesprächsstoff in der Branche sorgt gerade ein neues Preiseinstiegsprogramm aus dem Hause Nobilia namens Nobi smart – ein einfaches Programm, angeblich in Saarlouis gefertigt, mit dem alten Nobilia-Schubkasten Profi+, einem einfachen Gerätesortiment der Eigenmarke Laurus und Speed-Fronten der PG 0 in zwei Farben. Auf die Rückmeldung aus Verl warten wir aktuell noch.

 

  • Schlagzeile: Heißes Weihnachten

Perfektion bei Planung und Ausführung, das ist Robert Lachnits Anspruch. Der Landshuter Händler setzt stark auf Kooperationen mit Kollegen und ein Vollsortiment.

Nein, große Werbekampagnen, die bucht er nicht. „Natürlich schalten wir auch Print-Anzeigen. Aber die Welt permanent mit Prospekten beglücken, das möchte ich nicht“, sagt Robert Lachnit. Das wäre auch nicht zu stemmen. „Vom Werbedruck her, da können wir nicht mit den Großen mithalten, beim Preis dagegen sehr wohl.“ Das spreche sich auch herum. Soll es auch. Lachnits Werbestrategie wie die vieler anderer Fachhändlerkollegen: Mundpropaganda. „Mein Prinzip lautet da schlicht ‚Kunden werben Kunden‘, und das hat sich tatsächlich bewährt.“

Seit etwa 30 Jahren ist Lachnit im Geschäft, über die Jahre hat sich der heute 57-Jährige seine Stammkundschaft aufgebaut – zunächst angestellt, auch als Geschäftsführer und dann als Inhaber eines eigenen Küchenstudios. Das ist seit 2014 an der Maybachstraße angesiedelt, in einem Fachmarktzentrum, in dem ein Outdoormöbel-, Terrassen- und vor allem Holzspezialist (Holz Balk) im Erdgeschoss angesiedelt ist. Im ersten Stock ist Lachnit mit „Die neue Küche“ und „Der neue Schrank“ vertreten, nebenan berät Betten- und Matratzenexperte Neuhauser. Der Spezialist für Arbeitsbekleidung Antholzer komplettiert das Quartett. Hier kooperieren die Firmen bei Aufträgen, empfehlen aktiv ihren Kunden auch mal beim jeweiligen ‚Nachbarn‘ vorbeizuschauen.

 

Vier unter einem Dach

Seit 2014 in der Maybachstraße

Nach wie vor ist die Küche sein Spezialgebiet, obwohl der Landshuter auch Gesamtlösungen für den Innenraum anbietet. „Ich habe mich immer als Vollsortimenter verstanden“, sagt der zweifache Vater. Als MZE-Händler kann er alle Sortimente schienenübergreifend anbieten und macht dies auch. Nobilia ist im Programm und wird ausgestellt; natürlich sind auch Nolte oder Bora  prominent im Studio platziert. Neolith-Platten und Platten von Lechner präsentiert der Fachhändler natürlich auch. Für Wohn- und Schlafbereiche setzt Lachnit auf Nova Mobili. Worin berät er am liebsten? Da hat er einen klaren Favoriten: „Küche, das ist die Königsdisziplin in unserer Branche.“ Detaillierte Planungen, Auswahl der passenden Monteure, all das ist Lachnits großen Leidenschaft. Auch Werbepsychologie ist ein Feld, in dem sich der Händler gut auskennt. Seit dem Wirtschaftsstudium beschäftigt er sich damit. Kleine kreative Printanzeigen textet er auch schon mal selbst. Und auch der Name „Die neue Küche“ hat hier seinen Ursprung. „Der Begriff ‚neu‘ ist positiv besetzt, also habe ich ihn in den Firmennamen integriert“, sagt der Firmenchef. Als Planer und Einrichter konnte Lachnit auch während der Hochinzidenzphasen in der niederbayerischen Stadt und den Landkreisen arbeiten. „Wir waren systemrelevant. Aber, wir haben nicht auf Teufel komm‘ raus Termine gemacht, sondern Kontakte zu Kunden minimiert und entsprechend mit Maske und Co. vor Ort gearbeitet.“

Es muss nicht immer bloß Küche sein

Telefonat mit einem Kunden

 

Corona, auf das Thema kommen wir schnell. Auf die große-L-Frage natürlich auch. „Nun, bislang waren alle lieferfähig. Nobilia und Co. haben da sehr gut gearbeitet.“ Bei den Geräten hakt es, das ist klar. Manchmal so sehr, dass drei bis vier zusätzliche Fahrten raus zum Kunden notwendig wurden, abhängig von der jeweiligen Lieferverzögerung und der Anzahl der Komponenten, die zum Auftrag gehören. Manchmal ist dann sogar Weihnachten bei 32 Grad. So wie in der ersten Juni-Woche. Da kam ein Backofen, der vor acht Monaten bestellt worden war. „Das war Weihnachten für uns“, sagt der Händler schmunzelnd. Solche Hindernisse nimmt er mit Humor. Aber Verbesserungen bei der Informationspolitik bei manchen Geräteindustrie, die hätten schon was.



Küchen zwischen 7.000 und knapp 50.000 Euro, die verkauft Lachnit normalerweise. Bei der Montage setzt er auf drei Teams, alles Externe, mit denen er seit längerer Zeit arbeitet. „Zwischen 900 und 1.500 Euro müssen Kunden derzeit allein für die Montage-Leistung rechnen. Wir verkaufen Qualität und wollen natürlich auch die Mitarbeiter entsprechend bezahlen.“ In wenigen Minuten ist der nächste Kundentermin. Natürlich ein Stammkunde. In dem Fall schon die zweite Generation einer Familie, die er berät.

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  • Schlagzeile: "Die Investitionen waren notwendig"

Schüller-Chef Markus Schüller über die Verwerfungen auf den Märkten, die Kapazitäten in Herrieden, Recycling und Trennen – und Home-made-Pizza-Abende in der Familie.

Teil 2 des Interview-Doppels mit Häcker-Chef Markus Sander und Schüller Inhaber Markus Schüller. (Hier geht es zu Teil 1.)

INSIDE:Herr Schüller, wir hätten es reizvoll gefunden, zwei Protagonisten aus führenden Küchenunternehmen an einem Tisch zu einem Gespräch zusammenzubringen. Wir sind nicht böse darüber, dass es nicht geklappt hat. Wir sind flexibel und ändern gerne das Format. Trotzdem die Einstiegsfrage: Warum eigentlich ging es nicht? Hat es mit der schlechten Lage am Markt zu tun?

Markus Schüller: Das hat nichts mit der heutigen Zeit zu tun. Ein gemeinsames Interview von zwei führenden Küchenmöbelherstellern wäre nicht nur ein neues Format gewesen, sondern hätte meines Erachtens auch ein falsches Bild abgeben können. Vielleicht hätte es mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben.

Üblicherweise geben Küchenhersteller vor der Messe schon einmal einen Ausblick, wie das Jahr umsatzmäßig abgeschlossen werden könnte. Dieses Jahr sind die Auftragsbücher aber nicht so voll, dass man schon bis zum Jahresende blicken könnte.

Unsere Branche hatte zu Zeiten vor der Pandemie eine konstante, tendenziell positive Entwicklung über Jahre hinweg. Von Mai 2020 bis Mitte 2022, somit gut 24 Monate, konnten wir alle starke Auftragseingänge verzeichnen, die als Bestand noch in das Jahr 2023 hineinreichten. Auch unser Unternehmen konnte so in den ersten acht Monaten ein leichtes Wachstum beim Umsatz feststellen und somit auch eine positive Entwicklung nehmen. In den letzten Monaten mussten aber auch wir mit einem deutlich abgeschwächten Auftragseingang zurechtkommen. Das macht den Herbst 2023, aber auch die Zeit bis ins Frühjahr 2024 schwer planbar.

Ab wann ist der Auftragseingang abgerutscht?

Im dritten Quartal 2022 waren Veränderungen schon erkennbar. Wir konnten mit einem gewissen Auftragsbestand in das Jahr 2023 starten, so dass die positive Entwicklung beim Umsatz bis August anhielt. Berücksichtigen muss man natürlich auch die Preisentwicklung.

Rechnen Sie damit, dass das Jahr für Sie noch mit einem Umsatzplus ausgeht?

Die Antwort hätte vor drei oder vier Monaten anders ausgesehen als heute. Eine exakte Prognose zum jetzigen Zeitpunkt ist schwer zu treffen.

Auf wie viele harte Jahre stellen Sie sich ein?

Was bedeutet hart in der Situation? Wir hatten bisher den Begriff der herausfordernden Zeit verwendet. Aber aus der herausfordernden Zeit ist jetzt eine sehr anspruchsvolle Zeit geworden. Uns haben viele Themen überrascht. Der Brexit war absehbar, aber Pandemie, Lieferkettenabriss, überproportionale Kostensteigerungen, der Angriffskrieg auf die Ukraine, Energienotstand, Inflation, ein immer deutlicherer Anstieg des Zinsniveaus, Verunsicherung und Kaufzurückhaltung – all das hat Einfluss genommen. Mehr denn je sehen wir, dass die Entwicklung von Küchenmöbelindustrie und Baukonjunktur miteinander korrelieren. Wir glauben nicht, dass es kurzfristig eine Veränderung in der Gesamtnachfrage gibt. Eine Dauer von zwei bis drei Jahren scheint hier konjunkturpolitisch wahrscheinlich. Aber das ist ein Blick in die Glaskugel.

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  • Schlagzeile: "Keine Standardmail"
  • H1: Die Macher im Mittelstand: Diga Möbel

„Der etwas andere Möbelhändler“ stand 2012 über einem INSIDE-Artikel zum Generationswechsel beim Schweizer Filialisten Diga Möbel, den Fabian Diethelm als Vorbereitung auf ein Gespräch im Dezember 2021 nochmal hervorgeholt hat. 2012, da war die sechste Generation der Inhaberfamilie Diethelm mit Fabian, Philipp, Angela, und Jonathan gerade in den Startlöchern gestanden. Seit April 2021 ist die Riege mit Tobias Diethelm komplett. Die gesamte operative Führung liegt bei der sechsten Generation. Die Brüder Roland und Marcel Diethelm sind aber durchaus noch präsent im Unternehmen.

Ein „anderer“ Möbelhändler ist Diga jedenfalls nach wie vor. Das habe sich seitdem nicht geändert, sagt Fabian Diethelm, der als Marketingverantwortlicher für die Kommunikation nach außen zuständig ist. Anders ist zum Beispiel, dass die Firmengruppe auch über eine Reisesparte und ein Immobiliengeschäft verfügt. An der Front für die Möbelsparte stehen Fabian, Philipp und Tobias Diethelm. Anders ist auch, dass Diga in einer Zeit, in der sich auch der Schweizer Markt nach dem XXXLutz-Eintritt konzentriert wie nie zuvor, keine Expansionspläne hat. Die große Expansionsphase hat man hinter sich. Die ehemals zehn Einrichtungshäuser wurden nach der Modernisierung der Filiale in Viburg, die dann auch Kunden aus weiter westlich gelegenen Gebieten anzog, bewusst auf neun reduziert, und mehr sollen es auch nicht mehr werden. Das Ziel, flächendeckend in der deutschsprachigen Schweiz vertreten zu sein, ist erreicht. „Irgendwann machen zusätzliche Flächen keinen Sinn mehr“, sagt Fabian Diethelm. Die Strategie der Diethelms: Lieber die Ausstellungen modern und attraktiv halten. Jährlich sollen zwei der Filialen, die zwischen 5.000 und 10.000 qm groß sind, renoviert werden, auch mit baulichen Maßnahmen.

Diethelm: „Das Gleiche fünf Mal zu zeigen, bringt nichts. Mit wenig Fläche ist genauso viel Umsatz möglich wie mit großer Fläche.“ Diga stellt also nicht 300 Sofas zur Schau, sondern bietet individuelle Wohnlösungen an. Die Beratung umfasst nicht Einzelmöbel, sondern den ganzen Raum. Man eruiert, was der Kunde braucht, und fragt beispielsweise auch, wie der Fußboden ausschaut. Entsprechend besteht auch das Sortiment aus vielen Systemprogrammen. „Wir gehören keinem Verband an. Unser Unternehmen zeichnet sich durch Eigenständigkeit und eigene Einkaufsentscheidungen aus. Das hat sich sehr bewährt.“ Die Identität der Lieferanten möchte Diethelm unter Berufung aufs „Schweizer Bankgeheimnis“ nicht preisgeben. (Dem Bankgeheimnis unterliegt übrigens auch der Umsatz des Filialisten.)

Auf Herstellermarken wird man im Diga-Möbelhaus auch nicht stoßen. Diga fährt schon seit Jahren eine Handelsmarkenstrategie. Die Marke ist Diga selbst, und die hat in der Schweiz auch eine große Bekanntheit. Bei der Lieferantenauswahl setzt die Familie Diethelm in erster Linie auf mittelständische Unternehmen, auch viele Schreiner gehören dazu. Fernost ist bei der Beschaffung kein Thema, vielmehr sind kurze Wege gefragt. Die Ware kommt aus dem „nahen Europa“. Da Diga bei kleineren Lieferanten für eine Grundauslastung sorgt, werde man oft auch bevorzugt behandelt, auch wenn man kein Riese ist – in Form von Exklusivmodellen und in Sachen Lieferzeiten. Klingt sehr nach heiler Welt. Ganz so rosa ist es natürlich auch nicht. Wie andere Händler habe man auch mit Versorgungsproblemen zu kämpfen, räumt Fabian Diethelm ein. Die werden pragmatisch angegangen: Kommt ein Möbelstück nicht pünktlich oder ist defekt, muss eine schnelle Lösung her. 14 Wochen auf Ersatzteile warten, ist da nicht die Strategie.

Diethelm: „An erster Stelle steht bei uns die Kommunikation. Wenn Ware nicht pünktlich lieferbar ist, darf keine Standardmail rausgehen. Wir stellen auch Ersatzmöbel zur Verfügung, ohne dass der Kunde das nachfragt.“ Gerade seit dem Markteintritt von Lutz vor wenigen Jahren sieht die Familie sich in ihrer Strategie bestätigt. Natürlich zieht ein Pfister unter Lutz-Regie, wenn er mehr auf Masse setzt, zusätzliche Kunden an. Frühere Pfister-Stammkunden jedoch, die finden sich nun immer häufiger in der Diga-Kundenkartei wieder, weil sie sich in der neuen Pfister-Strategie und den veränderten Sortimenten nicht erkennen. Ähnliches wird von Schweizer Händlern und Lieferanten übrigens auch über Verkäufer berichtet. Keine Panik also in Galgenen. „Wir bewegen uns in der Nische im Markt. Das Stück vom Kuchen ist da“, sagt Fabian Diethelm. Und: „Wir sind uns dessen bewusst, was wir können. Die Erwartungshaltung von Diga-Kunden ist die einer sehr große Kompetenz.“ An dieser Kompetenz wird hart gearbeitet. Alle Verkäufer, auch die, die seit vielen Jahren dabei sein, müssen das ganze Jahr über lernen. Als Mystery Shopper unlängst elf Händler unter die Lupe nahmen, ging Diga sogar als Testsieger hervor. Anders als bei anderen Schweizer Möbelhändlern ist auch: Diga verkauft auch Küchen. Auch Lutz tut das jetzt in der Schweiz.

Küchen sind im Schweizer Möbelhaus keine Standardware. Bei Diga ist das Angebot historisch gewachsen, denn das Unternehmen war früher selbst Produzent. Eine ähnlich hohe Gewichtung wie im deutschen Möbelhandel haben Küchen trotzdem nicht. Heute kommen die Küchen von deutschen Lieferanten, werden sowohl im Retail als auch im Objektgeschäft angeboten. Im Retail geht’s neben dem Ersatzbedarf auch um kleine Objekte. „Wir sind ein kleines Land, hier baut man in die Höhe, also gibt es viele Objekte“, erklärt Fabian Diethelm. Diga hat das Objektgeschäft in den vergangenen Jahren ausgebaut und in Galgenen eine eigene Objektabteilung eingerichtet, die sich vor allem um Küchen, Büro und Hotelausstattung kümmert.

Historisch gewachsen ist auch die Distribution. Die Ursprünge von Diga Möbel liegen in einer Schreinerei mit angeschlossenem Sägewerk. Die produzierten Möbel wurden in einer Fabrikausstellung gezeigt, in der bald auch andere Schreinereien ihre Ware präsentierten. So wurde man zunächst zum Großhändler. Bis heute ist der Möbelhändler stark B2B-verbandelt, Firmen kaufen zu Großhandelskonditionen ein. Es gibt auch eine Kooperation mit Cash-und-Carry-Märkten (wie in Deutschland Metro). Großhandelskunden können die entsprechenden Kundenkarten auch bei Diga vorzeigen und erhalten Rabatte nach dem Motto „Dein Kunde ist unser Kunde“, ein ähnliches Konzept gibt es mit Versendern. An den üblichen Rabattschlachten beteiligt sich Diga also nicht. Prozente gibt es nur punktuell, die Konditionen geben die Diethelms lieber an die genannten VIP-Kanäle. Auch Diga war im letzten Jahr – und das nach den Lockdowns, mit denen ein satter Umsatzeinbruch einherging – Opfer einer Cyberattacke, die für einige Wochen die ganzen Systeme lahmlegte. Der Vorteil an dieser Katastrophe: Alles wurde zum Neuaufbau genutzt. „Wir haben einen riesigen technologischen Fortschritt gemacht und sind jetzt super aufgestellt für die Zukunft. Das Gute in der Krise sehen. So versuchen wir zu denken“, sagt Fabian Diethelm und bringt gleich noch ein Beispiel aus der Vergangenheit. Als der Möbelmarkt in der Ölkrise der 70er Jahre einbrach, hat Diga Särge produziert.

Der Neustart nach der Hackerattacke hat dazu geführt, dass Diga nun auch in Sachen Digitalisierung auf einem guten Stand ist. Die erste Begegnung mit der neuen Einrichtung hat ja so ziemlich jeder Kunde heute im Netz. „Früher hat man zwei Wochenenden Möbel angeschaut. Heute kommen die Kunden vorbereitet zum Termin. Da muss man online dabei sein, inspirieren und informieren, indem die Artikel mit Daten online zu sehen sind“, sagt Diethelm. Der Verkaufsabschluss im Onlineshop steht dabei gar nicht mal im Vordergrund. Man habe beobachtet, dass die Kunden die ersten Schritte oft selber machen möchten, den Polsterbezug auswählen etc.; dabei helfe man, indem man alle verfügbaren Tools auf der Webseite zur Verfügung stellt, da es einen Standard im Handel noch nicht gibt. 24 Konfiguratoren vom Schrank bis zum Teppich kann man beim Blick auf die Seite zählen. Das Internet dient als Schaufenster, der typische Diga-Kunde kauft aber offline. Ganz nach dem Slogan „I d‘Diga muesch higa!“

  • Schlagzeile: Megathema für die Branche
  • H1: Megathema für die Branche

„Die ersten Durchführungsverordnungen wird es frühestens 2024 geben, vielleicht auch erst 2025“, schätzt Franz-Josef von Kempis. „Ab 2027 wird der Digitale Produktpass dann Pflicht sein, die Verordnung in Kraft treten.“ Von Kempis ist Referent in der Abteilung Umwelt, Technik und Nachhaltigkeit beim BDI und auf Themen wie Ökodesign, umweltbezogene Produktkennzeichnung, Ressourceneffizienz, und Nachhaltigkeit spezialisiert. Seit Monaten beschäftigt er sich mit den Digitalen Produktpässen (DPP), die die EU einführen will, um den Wandel zur Kreislaufwirtschaft einzuläuten. Im Rahmen des Green Deal werden künftig alle Produkte mit einem DPP ausgestattet. Wie der Pass genau aussehen wird, daran arbeiten Verbände wie der BDI (bei dem der VDM ebenfalls Mitglied ist), der Dachverband Business Europe und andere.

Auch in Herford beim Daten Competence Center ist der DPP eines der wichtigsten Themen derzeit. DCC-Geschäftsführer Dr. Olaf Plümer meint, dass der Digitale Produktpass im nächsten Jahr eines der zentralen Branchenthemen wird. „Der DPP soll ein Datenaustauschformat für alle Unternehmen in der EU sein. Wie Daten vom Vor-Lieferanten zum Hersteller und Handel weitergegeben werden, welche es sein müssen – all das ist noch nicht klar. Materialinfos sind wichtig, aber nicht die einzige Anforderung. Es ist also ein unwahrscheinlich komplexes Thema, das in den Mitgliedsunternehmen viele aufgeschreckt hat.“ Während die Herforder für die Branche koordinieren und auch der VDM mit im Boot ist, hätten einige in der Branche schon wichtige Vorarbeiten geleistet, etwa die AMK, sagt Plümer. Auf europäischer Ebene ist die European Furniture Industries Confederation (EFIC) ebenfalls mit im Boot. „Der kommende DPP ist eine Aufgabe, von der wir nicht wissen, wohin es genau geht. So gibt es bislang noch keine abschließenden Anforderungen. Als Möbelindustrie möchten wir aber Vorreiter sein, früh mit reinkommen in die Details“, sagt Plümer.

BDI-Referent von Kempis verweist auf die Wünsche der Wirtschaft: „Der Pass ist ein gutes Instrument – wenn es gut gemacht ist. Es gibt schon viele Datenbanken. Deshalb haben wir die Bitte, den DPP auf bestehenden Datenbanken aufzubauen, damit das auch kosteneffizient abläuft.“ Auch müssten adressatengerechte Zugänge definiert werden, damit beispielsweise keine Geschäftsgeheimnisse abfließen können. „Wichtig wäre es, REACH nicht noch einmal zu wiederholen. Eine Doppelregulierung wäre ungut“, sagt er. Auch Nutzwertiges könnte mit dem DPP verbunden werden. Von Kempis: „Der DPP sollte so flexibel gestaltet sein, dass er auch für kommerzielle Anwendungen genutzt werden kann. Etwa, dass Betriebsanleitungen oder Hinweise hochgeladen werden können. Es muss im Produktpass definiert sein, wo welche Infos für wen abgelegt werden.“ Künftig sollen auch Marktaufsichtsbehörden auf die Infos zugreifen können. „Das begrüßen wir“, sagt BDI-Mann von Kempis.

  • Schlagzeile: Countdown läuft
  • H1: Digitaler Produktpass: Countdown läuft

Die kommenden Monate werden jede Menge Hintergrundarbeiten bringen: Im ersten Halbjahr des neuen Jahres wird intern im DCC in kurzen Abständen am DPP gearbeitet, dem neuen Digitalen Produktpass. Auch das EU-Produktpassregister wird bei der Normierungsarbeit eine Rolle spielen. Der gesamte Lebenszyklus von Produkten soll dabei dokumentiert sein. Auf dem Weg zur Circular Economy will die EU damit etwa die neuen Nachhaltigkeits-Anforderungen an Produkte über die Lieferkette durchsetzen. Zumindest in Teilen werden neben Zulieferern und Herstellern auch die Händler mit dem Thema zu tun haben.

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  • Schlagzeile: Rock and Roll
  • H1: Dinger Stone: Rock and Roll

Vom Handwerksbetrieb zum 15-Mio-Euro-Hidden-Champion: Dinger Stone ist aus dem Markt für Küchenarbeitsplatten nicht mehr wegzudenken – und arbeitet am weiteren Wachstum. Aus dem Handel hört man, es sei den Endingern gelungen, ein gutes Stück vom Lechner-Kuchen abzuschneiden.

„Wir sind Optimisten“, sagt Raphael Dinger, der gemeinsam mit seinem Bruder Simeon (38) beim Naturstein- Spezialisten Dinger Stone die Geschäfte führt. Das liege auch ein wenig an der Region, sagt er. „Wenn wir hier in Südbaden keinen schönen Flecken auf der Erde haben, wo denn dann?“ In Endingen am Kaiserstuhl ist die Firma seit 2017 auf einem 16.000 qm großen Betriebsgelände zu Hause – zuvor war das benachbarte Bahlingen der Standort für die familiengeführte Firma, die seit 2003 von der fünften Generation geleitet wird. Seit der Gründung 1885 hat sich einiges verändert. „Wir waren lange Zeit ein ganz normaler, kleiner Steinmetzbetrieb“, erinnert sich der 43-Jährige. Als die beiden Geschwister den Betrieb von den Eltern übernahmen, änderten sie die Ausrichtung. „Damals war die Baukonjunktur schlecht, das Geschäft nicht besonders einträglich. Wir haben nach einem Bereich gesucht, in dem Qualität eine besonders große Rolle spielt. Also haben wir uns ab 2004 auf Küchenarbeitsplatten und Material für exklusiven Innenausbau konzentriert.“

Ab 2006 kamen Küchenarbeitsplatten aus Quarzkomposit hinzu. Da haben sie sozusagen die Steine so richtig ins Rollen gebracht. Musiker und Monteure Heute führt das Duo ein Unternehmen mit 120 Mitarbeitern. In den 20 Jahren hat sich einiges getan: Immer wieder wurde der Maschinenpark modernisiert; im Jahr 2013 eine Schwestergesellschaft in der Schweiz gegründet. Schon lange ist Dinger Stone auch als Aussteller auf der Area30 zu finden. Los ging es mit Beckenmodulen aus massivem Stein, seit 2018 zeigt Dinger in Löhne seine Arbeitsplatten. Das selbstbewusste Firmenmotto der Dingers: „Stein im Blut. Seit 1885.“

Und zwischendurch ein paar Noten, könnte man hinzufügen. Raphael Dinger, gelernter Steinbildhauer, zog es zunächst Richtung Jazz und Popularmusik, Saxophon, so hieß die große Liebe damals. „Aber nach ein paar Jahren war für mich klar: Mein Baby, das ist die Firma.“ Und da arbeitet nun unter anderem ein Bassist (Marketing und Vertriebsunterstützung), stellt ein früheres Bandmitglied heute als Personaler neue Leute ein. „Und unseren allerersten Monteur, den habe ich über eine Jam-Session kennengelernt.“ Authentizität sei wichtig, nicht bloß Fachwissen. Von dem gibt es im Unternehmen einiges. Gearbeitet wird schließlich mit teuren Unikaten. Und da wollen Raphael Dinger und sein Bruder Simeon, ein gelernter Steinmetz, der in der Firma das Operative und den Einkauf verantwortet, nichts dem Zufall überlassen.

Natürlich sind nicht nur Handwerker und Musiker bei Dinger beschäftigt. Im Außendienst sind beispielsweise zwei ehemalige Lechner-Leute mit im Boot. Denn wenn beispielsweise aus einem zwei Tonnen schweren Block nach und nach eine Küchenplatte entsteht, die durch maschinelle und handwerkliche Bearbeitung natürlich noch einiges an „Gewicht verlieren“ muss, bevor sie dann schlussendlich von zehn Monteuren in den Neubau getragen werden kann, können viele Fehler passieren. „An erster Stelle steht die Qualität, Geschwindigkeit kommt dann erst als Sahnehäubchen obendrauf“, sagt Raphael Dinger. „Unsere Produkte müssen so gut sein, dass sie sich durchsetzen. Marketing und Werbung sind eigentlich unwichtig. Dein Produkt muss deine Werbung sein, so handeln wir hier.“ Preise und Prozente Hat sich wohl rumgesprochen. Nach Firmenangaben sind mehr als 1.000 Firmenkunden in der Datenbank. Mancher habe sich auch mal zwischendurch andernorts umgesehen und eingedeckt. „Aber, die sind alle wiedergekommen“, sagt Dinger lächelnd. „Wir wollen den Stammkunden nicht verlieren. Einen einmal gewonnenen Geschäftskunden geben wir nicht mehr her. Da muss man auch mal kulant sein, mit dem Kunden mitwachsen.“

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