Erstmals seit Pandemiebeginn sind die Küchenring-Gesellschafter an diesem Wochenende in Leipzig zusammen gekommen. Angemeldet waren 146 Gesellschafter und zahlreiche Gäste aus der Industrie, die die Gesellschafterversammlung am Samstagnachmittag mit einem bunten Zirkus-Abend in der Alten Wollkämmerei abschlossen.
Zuletzt, daran erinnerte der Beiratsvorsitzende Michael Kramp seine Verbandskollegen, war man 2019 in Berlin zusammengekommen. Seither ist einiges passiert: Die Kooperation mit dem Küchentreff wurde beschlossen und in die Tat umgesetzt, die Geschäftsführung an Jürgen Feldmann und Marko Steinmeier übergeben. Deren Vorgänger Manfred Töpert und Joachim Bringewald waren in Leipzig ebenfalls zu Gast, um sich angemessen verabschieden zu lassen.
Die Mitgliederzahl des Küchenrings ist im letzten Jahr im Wesentlichen durch Zugänge aus anderen Verbundgruppen im Jahr 2021 auf 670 (Vorjahr: 649) gestiegen, der ZR-Umsatz um 9,6 Prozent auf 660 (602) Mio Euro. Ausgeschüttet wurden 82,7 (72,7) Mio Euro.
In einer Präsentation mit Unterhaltungseinlagen ging es zahlenmäßig noch weiter ins Detail: Holz-Lieferant Nummer 1 ist in Rheinbach Häcker mit 61,4 Mio Euro (+19,8 Prozent) Beitrag zum ZR-Umsatz, gefolgt von Schüller mit 58,4 Mio Euro (+5,8 Prozent), Nobilia (49,6 Mio Euro), Baumann (47,9 Mio Euro), Ballerina (12,4 Mio Euro) und Leicht (8,9 Mio Euro).
Gemeinsam mit dem Kooperationspartner Küchentreff brachte Rheinbach es im letzten Jahr auf 1,227 Mrd Euro (+8,6 Prozent) ZR-Umsatz. Darin enthalten sind auch die Küchenumsätze von Alliance. Der ZR-Umsatz im Holz-Bereich des Trios summierte sich 2021 auf 677,2 Mio Euro (+7,7 Prozent). Hier führt Nobilia mit 261,4 Mio Euro (+6,2 Prozent) das Ranking an, vor Baumann (109,8 Mio Euro), Schüller (94 Mio Euro), Häcker (93,6 Mio Euro) und Nolte (44,2 Mio Euro). Der Geräte-Umsatz aller drei Verbände kam 2021 auf 432,2 Mio Euro (+9,3 Prozent). Siemens war mit 119,3 Mio Euro (+9,1 Prozent) Hauptlieferant, dann Miele (102,8 Mio Euro) und Bosch (52,6 Mio Euro), wobei Bosch mit +25,2 Prozent am stärksten wuchs. Constructa/Neff (46,2 Mio Euro), Berbel (19,7 Mio Euro) und Electrolux (18,4 Mio Euro) machen den Reigen komplett. Bei Spülen ist Blanco klar führend, bei Zubehör Naber.
Trotz Lieferengpässen und Preisexplosion und einem Konsumklima auf historischem Tiefststand überwiegen auch in Rheinbach noch die positiven Einschätzungen für den weiteren Verlauf des Küchenjahres - und auch des kommenden. „Es wird keinen Cut geben im Küchenfachhandel, auch wenn Sie wegen der aktuellen Frequenzen vielleicht den Eindruck haben“, sagte Marko Steinmeier, der aber auch meint: „Im Einrichtungsbereich kann das schon anders aussehen.“ Der Bedarf an Küchen wird sich seiner Einschätzung nach schon allein aufgrund der anhaltend starken Bautätigkeit nicht signifikant abschwächen.
Auch auf das Thema Preissteigerungen der Industrie kam Steinmeier zu sprechen und empfahl den Gesellschaftern ganz klar: „Sie dürfen, nein, Sie müssen die Preissteigerungen an Ihre Kunden weiter geben. Sehen Sie zu, dass Sie vor der Preiswelle sind, sonst haben Sie jeden Tag einen Liquiditätsentzug.“
Moderatorin und Coach Daniela Ben Said erklärte der Küchenring-Gemeinde: Dass wir Neues oft vorschnell ablehnen, hängt mit unserem Gefahr witternden „Urgehirn“ zusammen. Sie gab den Tipp: "Denken Sie 48 Stunden lang darüber nach. Wenn es dann immer noch doof ist, ist es doof. Wenn nicht, ist es einfach nur neu."
Ins selbe Horn stieß auch Jürgen Feldmann während seiner Präsentation. Feldmann griff zwei Aspekte heraus, die im Küchenmarkt gedanklich gern mal unter den Teppich gekehrt werden: die digitale Vermarktung von Küchen und der Direktvertrieb der Industrie. „Das wird kommen. Warum? Es ist in anderen Branchen schon längst so“, so Feldmann. Er machte außerdem klar: Es gibt diese Zielgruppe, die Küchen vom Sofa aus kauft und sich ausschließlich digital beraten lässt. Diese wird nicht in Kürze einen großen Anteil des Markts ausmachen, aber ein gewisser Umsatzanteil wird sich dorthin verschieben. Wer daran partizipieren will, muss sich darauf einlassen. Feldmann: „Man muss sich mit digitalen Vertriebswegen befassen. Wir müssen die Kunden aus dem Wohnzimmer auf die Verkaufsflächen holen.“- Der Küchenring bietet dazu Online-Marketing-Maßnahmen von Content Webseite über Social Media-Marketing bis SEA und SEO. Hier wird sicherlich auch der Kooperationspartner aus Wildeshausen einiges an Knowhow einbringen.