Die Kundenfrequenz in deutschen Möbelhäusern ist in diesem Jahr so richtig mies. Was tun? Die Bochumer Agentur BeSocial hat sich ein System einfallen lassen, Endkunden im Auftrag von Händlern in die Häuser zu locken. Das Unternehmen arbeitet mit großen wie kleinen Häusern, ist mit Verbänden in Kontakt und wächst schnell. Outsider Nikolaj Wulff machte sich auf den Weg ins Ruhrgebiet und schnupperte einen Tag in die BeSocial-Welt rein.
Der Waggon des ICEs ist gut gefüllt. Es ist ein Sonntagmittag im August. Start in München. Der Schaffner pfeift, los geht’s. Ich mache mich auf den Weg nach Bochum zu meinem ersten Praktikum seit vielen Jahren. Mein letztes absolvierte ich 2012 bei ProSieben in der „Galileo“-Redaktion. Nach langen sieben Stunden inklusive einer Stunde Verspätung komme ich in der Grönemeyer-Hochburg an. „Ich warte seit vier Stunden auf einen Fahrgast. Dein Hotel ist zehn Minuten zu Fuß entfernt. Geh den Weg doch zu Fuß“, sagt mir ein Taxifahrer am Bochumer Hauptbahnhof. Der Ton ist hier anders als in München. Ein bisschen schärfer. Gefällt mir eigentlich, muss ich sagen. Es gefällt mir, Neues zu entdecken. Das ganze Land kennenzulernen. Also zu Fuß weiter ins Hotel, das tatsächlich nur zehn Minuten entfernt in der Bochumer Innenstadt liegt. Auch ein Restaurant ist nebenan. Mein Zimmer ist geräumig mit roten Wänden. Ganz fesch. Auf dem Schreibtisch liegt ein Brief:

Nun freue ich mich richtig, in Bochum angekommen zu sein. Erst vor wenigen Wochen hatte ich mit den BeSocial-Gründern Benjamin Homann und Serge Klopotnoj einen INSIDE Küche-Talk aufgezeichnet. Schon davor, aber auch seit dem Talk, sind die Jungs bei vielen Möbel- und Küchenhändlern im Gespräch. Klar, alle sind auf der Suche nach Lösungen. Nach Rezepten für die neue Zeit. Mit BeSocial, so das Versprechen des jungen Unternehmens, wird die Frequenz angekurbelt. Die Terminkalender der Küchenverkäufer werden wieder voll sein, sagen sie. Mit ihrem Service begleiten sie den Endkunden im Auftrag des Möbel- oder Küchenhändlers von der Termin-Akquise über Social Media bis zu den After-Sales nach Abschluss des Küchenverkaufs. Sie haben sich dafür einen ganz speziellen Namen einfallen lassen: Terminveredelung nennen sie dieses Prinzip. Auch Mitarbeiter finden sie trotz Fachkräftemangels für ihre Kunden, sagen sie. Auch für die Mitarbeitergewinnung wurde mittlerweile eine eigene Abteilung aufgebaut. Die Jungs wollen die Möbel- und Küchenbranche aufwirbeln. Anders sein als etablierte Agenturen. Neue Ideen und neue Rezepte verwirklichen. Und glaubt man den beiden Jungunternehmern, so schaffen sie das bislang ganz gut. Es ist mittlerweile 21 Uhr. Warm ist‘s. Grund genug, sich in den Biergarten unten im Hotel zu hocken. Nicht zu lang natürlich.
Das Praktikum beginnt