Während der Pandemie hatte der Alliance-Händler Rudnick die Öffnungszeiten etwas verkürzt. Zugleich hat sich auch das Einkaufsverhalten der Kunden angepasst, hat Ludwig Rudnick bemerkt. Der 44-Jährige gehört zur dritten Generation der Inhaberfamilie und führt gemeinsam mit seinen Eltern Hans-Joachim und Cäthe Rudnick den Betrieb in Aurich, Mitglied im Alliance-Verband.
Rudnick, 1953 als Textilwarengeschäft gegründet und seit etwa den 1990ern als Modeeinzelhändler unterwegs, stieg 2002 auch in den Möbelhandel ein. Auf gut 10.000 qm Verkaufsfläche wird im Einrichtungshaus beraten, das zuletzt 2018 modernisiert worden war. Ludwig Rudnick, Absolvent der LDT Nagold, der Fachakademie für Textil und Schuhe, hatte seit etwa zwei Jahren bemerkt, dass an den Samstagen die letzten beiden Öffnungsstunden einfach deutlich weniger Kundenfrequenz in den Laden brachten. „Wir sehen das ja im Modebereich auch stark: Gekauft wird zu diesen Tageszeiten nun verstärkt online.“ Also überlegte er sich was: Kürzere Öffnungszeiten und die Einführung der Vier-Tage-Woche. So kann jeder an einem Werktag in der Woche frei haben. „Vier mal neun Stunden arbeiten, das geht. Und spart auch Fahrtkosten für Mitarbeiter“, zählt Rudnick die Vorteile auf. „Die Mitarbeiter waren begeistert“, sagt er. „Wir haben im Team überlegt und dann die Details geplant. Ab 1. August haben wir nun die neuen Öffnungszeiten fest: werktags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr. Und statt 40 Stunden kann 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich gearbeitet werden.“ Gut 70 Prozent der Mitarbeiter nahmen das Angebot an. Wer weiter 40 Stunden arbeiten will, erhält stattdessen 10 Prozent mehr Gehalt. „Die Regeln gelten auch entsprechend für alle Teilzeitmitarbeiter“, sagt Rudnick.
„Für uns hat das auch viele positive Seiten“, sagt Rudnik. Mitarbeiter, die beispielsweise im Modebereich im Internet tätig sind, erledigen die Aufgaben ohne gleichzeitige Ladenöffnung natürlich schneller. Auch bei manchem Montageauftrag wird heute eben dann mal etwas länger am einen Tag gearbeitet. Der Monteur hat dafür am kommenden Tag frei, der Kunde die Handwerker dafür kürzer im Haus. Außerdem: „Wir bekommen inzwischen so viele Bewerbungen, nicht nur auf unsere ausgeschriebenen Stellen“, sagt Ludwig Rudnick. Initiativbewerbungen waren bei dem Händler in den letzten Jahren selten geworden. „In den letzten Jahren war es schwieriger geworden, Personal zu finden, in allen Bereichen. Die gute Resonanz jetzt freut uns natürlich.“ Nun, wo die Lokalpresse berichtet hat und Rudnick prominent auf der Website mit seinen neuen Arbeitszeitbedingungen wirbt, trudeln weitere Anfragen und Bewerbungen ein.
Mancher der Mitarbeiter, die nun eine Vier-Tage-Woche haben, will sich übrigens nach einem Nebenjob umsehen. „Es gibt einige Mitarbeiter, die sich wegen der Preissteigerungen bei der Energie so ihre Gedanken machen. Wenn sie ihrer Arbeit hier bei uns weiter gut nachkommen, haben wir mit einem Nebenjob auch keine Probleme“, sagt Rudnick.