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INSIDE Küche

  • Schlagzeile: Roland Hagenbucher im Interview

An diesem Mittwoch startete die BSH mit ihrer Neuheiten-PK in den Messeherbst 2021. Wir haben im Vorfeld Roland Hagenbucher, Geschäftsführer Siemens Hausgeräte, im Siemens-Showroom im Münchner Arabellapark zum Interview getroffen.

Thema des Gesprächs: Die Lage im Küchenmarkt, das erste Halbjahr im Hausgerätemarkt und beim Marktführer Siemens, die Liefersituation und die Prognose, wie lange Hagenbucher noch von „einer Art Mangelwirtschaft“ sprechen muss – und die Gründe für das Siemens-Comeback als Nummer 1 im Vertriebskanal Küchenfachhandel.

Die Langversion des Gesprächs lesen Sie im neuen INSIDE Spezial Küche, das Mitte September erscheint. Die Kurzversion sehen Sie hier:

 

 

  • Schlagzeile: Marktlücke Nachbearbeitung
  • H1: Snag-Tal: Marktlücke Auftragsnachbearbeitung

Die Digitalisierung der Küchenbranche ist im vollen Gange. Die Werke sind bereits weitgehend automatisiert, und seit Corona gehören digitale Küchenplanungen zum Alltagsgeschäft. Ein Trio aus Herford sieht allerdings noch Nachholbedarf bei der digitalen Nachbearbeitung der Aufträge. Eine Marktlücke?

„Snag Tal richtet sich in erster Linie an den Küchenfachhandel und die Monteure, die im letzten Schritt die verkaufte Küche beim Kunden montieren. Unsere Erfahrung zeigt: Hat ein Monteur mit unserer Lösung gearbeitet, will er sie nicht mehr im Arbeitsalltag missen“, sagt Thomas Leimbrock, Gründer und Geschäftsführer von Snag Tal in Herford. Leimbrock ist schon lange in der Küchenbranche unterwegs. Er war kaufmännischer Leiter bei Küchen Aktuell in Mülheim und übernahm danach die Leitung eines Serviceteams bei Häcker Küchen. Die letzten sechs Jahre vor Snag Tal arbeite Leimbrock als Innendienstleiter bei Pronorm. „Prozesse optimieren wollte ich seit jeher. So ist auch die Idee entstanden, die Prozesskette zwischen Industrie, Handel, Monteur und Endverbraucher zu verbessern.“ Alleine schafft man es bekanntlich nur selten, so groß formulierte Ziele zu erreichen. Leimbrocks Handball- Buddy Lars Pilgrim, IT-Spezialist, und Anke Lübbe, eine frühere Pronorm-Arbeitskollegin, waren angetan von der Idee einer Unternehmensgründung und starteten Mitte 2021 mit Snag Tal. „Einige Prozesse in der Küchenbranche, dazu zähle ich die Produktion und auch die Auftragserfassung, sind bereits sehr stark digitalisiert. Wir sehen aber noch eine grüne Wiese bei der Nachbearbeitung der Aufträge. Bei Montage und Abnahme. In diese Marktlücke wollen wir mit Snag Tal“, sagt Pilgrim.

Leimbrock, Pilgrim und Lübbe wollen also ran an den Küchenhandel. Und an die Monteure. Im Großen und Ganzen sammelt Snag Tal Daten aus verschiedensten Quellen und speist diese in sein Programm Snag Web ein. Der Monteur kann vor Ort beim Endkunden mit der Snag-App auf die Daten zugreifen, Fehler melden. Checklisten abarbeiten.

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  • Schlagzeile: Mehr Drive

„Wir denken ganzheitlich und nicht nur auf die Montage bezogen“, sagt Snag-Tal-Geschäftsführer Thomas Leimbrock, im INSIDE Küche-Talk- Ein Beispiel: Monteure, die mit der Abnahme-App von Snag arbeiten, können auch bei größeren Summen das Geldwäsche-Gesetz einhalten. Vor gut einem Jahr hatten wir Leimbrock und Lars Pilgrim, gemeinsam mit Anke Lübbe Gründer des Start-ups, schonmal zu Gast im INSIDE-Küche-Talk

„Es ist viel passiert in den letzten Monaten. Wir sind unserem Ziel, die Abnahme der Küchenmontage zu revolutionieren, ein großes Stück näher gekommen“, so Leimbrock.

Im Talk, den es hier auch als Podcastgibt, sprechen IT-Mann Pilgrim und Leimbrock über den Digitalisierungsfortschritt in der Küchenbranche, die die wichtige Zusammenarbeit mit dem DCC und das Tempo mancher Entscheider, von denen sie sich durchaus mehr Drive wünschen würden.

 

 

  • Schlagzeile: Run auf die Waterbase
  • H1: INSIDE Küche-Talk: Solitaire

Schon auf der IFA und nun auch letzte Woche im House4Kitchen war High life am Messestand der neuen BSH-Marke Solitaire The Waterbase. Solitaire-Chefin Annette Hollemann zeigte im Gedränge unermüdlich Funktion um Funktion. Auch der Wettbewerb schaute vorbei. 

Für die Vermarktung in Deutschland ist das Team rund um Neff-/Gaggenau-Chef Marco Tümmler zuständig. Ende August, noch vor den Messen, haben wir mit Annette Hollemann über den Entwicklungsprozess und die Pläne in München gesprochen.

Ende letzter Woche, unmittelbar nach Ende der Küchenmeile, haben wir nochmal bei Marketingchefin Karin Stengele nachgehorcht.

 

  • Schlagzeile: Attraktion im Mühlviertel

Johannes Artmayr investiert kräftig in seinen Betrieb. Von 23 Mio Euro ist die Rede. Im Video-Interview mit INSIDE Küche berichtet Artmayr über seine Idee der Küche von morgen. Wertigkeit und Warenkorb steigen, so seine Prognose.

 




Im März letzten Jahres, kurz bevor Europa in die erste der vielen Schockstarren gefallen ist, besuchte INSIDE den Unternehmer Johannes Artmayr, geschäftsführender Gesellschafter von Strasser Steine. Strasser hat seinen Sitz in Sankt Martin im Mühlkreis. Mitten im Mühlviertel in Oberösterreich, knapp 30 Minuten von Linz entfernt. Tolle Gegend, man kann es nicht anders sagen: hügelige Wiesen, weiße Bergspitzen am Horizont, und auch die Donau ist nur wenige Gehminuten vom Dorfplatz entfernt. Es ist gemütlich. Und: Die Uhr tickt hier noch ein wenig langsamer. Auf der oberösterreichischen Tourismus-Website steht dazu: „Abseits von Massentourismus sind im Mühlviertel Begegnungen mit den Menschen, die hier wohnen und jenen, die als Gäste kommen, auch heute noch möglich. Fun und Action werden nicht für Sie durchorganisiert, aber gerne gibt man Ihnen Tipps, wo Sie in Sankt Martin schöne Plätze finden.“

Auch wenn die Uhren langsamer ticken, in spätestens zwei Jahren könnte sich die Lage ändern und die Tourismus-Verantwortlichen müssten die Website aktualisieren. Denn Artmayr – hat Strasser Steine im Jahr 2005 ersteigert und mordsmäßig was daraus gemacht – investiert in den Standort. Und auch Touristen dürfen sich in Zukunft über diese Investition freuen. Bis zum Jahr 2023 soll hier das Naturstein-Kompetenzzentrum Stoneum entstehen. Eine Erlebniswelt für den Küchenfachhandel, aber auch für den Verbraucher. „Endkunden sollen die Möglichkeit haben, sich über Naturstein zu informieren“, sagt Strasser. „Wir wollen Naturstein eine Bühne geben und unsere Naturstein-Kompetenz an den Küchenfachhandel und an den Verbraucher weitergeben.“

Zum diesjährigen Gespräch trifft sich der INSIDE-Reporter mit Artmayer leider nicht zwischen Wiesen, Hügeln, Bergen und der Donau, sondern im gut erprobten Teams-Sitzungssaal, zwischen Obst- und Wäschekorb, Sofa und Küchentisch, auch Homeoffice genannt. Auch Artmayr sitzt im Büro vor dem Rechner und berichtet über seine 23-Mio-Euro-Investitionen. Neben der Erlebniswelt will Artmayr auch die Produktion ausbauen. „Wir verdreifachen unsere Produktionsfläche“, sagt er. Heißt: Aus 3.000 qm werden 9.000 qm. Ein Zuwachs von 6.000 qm. Läuft das Geschäft so gut? Ja, sagt Artmayr. Aber das sei nicht der einzige Grund. Es ist schon erstaunlich, was da in Oberösterreich gerade wächst. Team-7-Boss Dr. Georg Emprechtinger hat mal so richtig groß ausgeholt für die Pläne der neuen Team-7-Welt in Ried im Innkreis (INSIDE 1109). Und rund 70 Kilometer entfernt entsteht bald das Stoneum von Artmayr. Die österreichische Möbelwirtschaft könnte sich kaum besser beim Endkunden in Szene setzen, hat man den Eindruck.

Bei Strasser will man perspektivisch von einer Drei-Schicht-Produktion auf eine Zwei-Schicht-Produktion umsatteln. „Es ist einfach zu kompliziert, eine gute Mannschaft für die Nachtschicht aufzustellen. Deshalb bauen wir an“, so Artmayr. Und um mit zwei Schichten die stetig wachsende Auftragslage stemmen zu können, brauche es die neue Halle. Laut Artmayr wächst die Nachfrage für Natursteinarbeitsplatten jährlich. Auch der Strasser-Steine-Umsatz klettert und klettert. „Unser Ziel ist es, zweistellig zu wachsen“, so lautete die Ansage im März 2020 (INSIDE Spezial Zulieferindustrie Nr. 19). Nach eigenen Angaben konnte Strasser Steine im letzten Jahr 37,9 Mio Euro umsetzen. Das entspricht einem Wachstum von knapp 10 Prozent. Ziel erreicht. Wenn auch haarscharf.

Die deutsche Küchenindustrie konnte letztes Jahr bekanntlich ein Bombenjahr hinlegen. Das Gleiche gilt für Strasser in Österreich. Und das trotz des Lockdowns, trotz der Unsicherheiten, trotz Kurzarbeit. Artmayr: „Nie wurde so viel gekocht wie in den letzten Monaten. Begriffe wie Nudeln kochen oder Brot backen sind bei Google durch die Decke gegangen. Uns kommt auch zugute, dass Regionalität und Nachhaltigkeit weiter im Trend sind und bleiben. Man isst heimischen Fisch und man freut sich auch über Küchen-Arbeitsplatten, hergestellt aus Steinen aus der Region.“ Artmayr ist stolz auf seine Firma, restlos überzeugt vom Konzept, das hört man in jedem Satz. Es gibt schlechtere Voraussetzungen, um ein Unternehmen weiterzuentwickeln.

Im deutschen Markt sieht Artmayr noch viel Potenzial, auch wenn es hierzulande zuletzt offenkundig gut vorwärtsging: „Wir konnten in Deutschland 25 bis 30 Prozent zulegen.“ Artmayr plant in den kommenden Jahren mit einem Exportanteil von knapp 50 Prozent. Noch verkauft er die meisten seiner Produkte in Österreich. Aber auch in Russland, China und Spanien ist Strasser Steine vertreten. Gemeinsam mit Klaus Sladko, Geschäftsführer des Erfurter Edeleinrichters K2 Home Design, betreibt Artmayr seit Oktober auch einen Flagship-Store auf Mallorca. „Aufgrund der eingeschränkten Reisemöglichkeiten war die Eröffnung eine Herausforderung. Allerdings sind wohl noch nie so viele Privatjets auf der Insel gelandet“, sagt Strasser. Gut für Artmayr und Sladko. Denn ihre Kunden auf Mallorca brauchen sowieso eine prall gefüllte Geldbörse. Verkauft wird dort die Kücheninsel STONE. Und die kann schnell bis zu 65.000 Euro kosten.

Zurück ins schöne Alpenland. Zurück ins Mühlviertel in Oberösterreich, wo der Spatenstich fürs neue Kompetenzzentrum bereits erfolgt ist. Im Juni ist Baustart für die neue Produktionshalle, im Herbst soll der Bau des Kompetenzzentrums beginnen. Das Architekturbüro X Architekten aus Linz ist mit dem Projekt beauftragt. Im neuen Stoneum (übrigens eine eigene Wortkreation, die sich Artmayr hat schützen lassen) sollen auf 1.000 qm Schulungsräume, eine Kantine, Präsentationsräume und ein sieben Meter hoher Chef‘s Table entstehen. Die Idee: Promi-Koch Johann Lafer (der gebürtige Österreicher Lafer hat in seiner Kochschule in Guldental sogar einen der längsten Mega-Strasser-Blöcke stehen und ist großer Fan) oder Marc Janko, Ex-Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft und ehemaliger Spieler von Red Bull Salzburg, sollen dort dann für Artmayrs Händlerschaft kochen. Ein neuer Koch- und Kulinarik-Magnet aus Strasser- Steinen – eine reizvolle Idee.

  • Schlagzeile: Bauen und Aufbauen

Seine eigene Wertschöpfungskette, sagt Dr. Georg Emprechtinger, sei gerade Gold wert. Ein eigener Wald, ein eigenes Schnittholzlager: Team 7 kann liefern. Emprechtinger nutzt die Gunst der Stunde gleich doppelt, denn er verzichtet in diesem Jahr recht plakativ auf Preiserhöhungen – und streicht das auch deutlich heraus. Das Wachstum komme gerade stark aus dem Küchensegment, sagt Emprechtinger. Hierzu zählt seit ein paar Jahren auch die Tochter Walden. „Mit Walden verdienen wir mittlerweile Geld und zünden jetzt die nächste Stufe“, sagt Emprechtinger. Rund 100 Handelskunden setzen bislang auf Walden. Im selektiven Vertriebssystem deckt Walden die jüngere und etwas preissensiblere Zielgruppe ab. Auf der Messe in Löhne, wo Walden sich bislang mit der Neuen Alno den Cube30 teilte, werden die Österreicher in diesem Jahr alleine stehen – dafür mit einer neuen, grifflosen Walden-Küche. Umsatzzahlen zu Walden sagt Emprechtinger noch keine. Die werden nur für Team 7 ausgebreitet – und sollen 2021 wieder die 100-Mio-Marke überschreiten.

Im INSIDE-Küche-Interview spricht Emprechtinger über den Markt für massive Küchen, die Walden-Idee und die Fortschritte beim Bau der neuen Team7-Welt in Ried.

  • Schlagzeile: Made in Schwabing
  • H1: Made in Schwabing

Vom Schreiner zum Küchenfachhändler und Gestalter ganzer Wohnungen oder Büros: Peter Lutzenberger und sein Team setzen auf Klasse statt Masse. Ein Besuch in München-Schwabing.

Es gibt kaum etwas, das Peter Lutzenberger nicht macht. Das gibt’s nicht bei ihm: eine riesige Auswahl an Elektrogeräteherstellern, Rabatt-Diskussionen oder Planun-gen zum Nulltarif. Letztere lässt er sich eh nicht aus der Hand nehmen. Ansonsten geht Lutzenberger seinem Job nach. Die Homepage verspricht: „Jedes Stück ein Meisterwerk.“

Als Lutzenberger in der fünften Klasse ist, steht der Berufswunsch fest: Schreinermeister werden. Zuhause, in der Nähe von Landsberg, hat der Vater eine Hobbywerkstatt. Da tobt sich nicht nur der Kfz-Meister aus, sondern auch dessen Sohn. Die ersten Möbel entstehen. Ein paar Jahre später, 2005, ist es dann so weit: Nach Lehre und Gesellenjahren hat Lutzenberger Junior seinen Meisterbrief in der Tasche. Da ist er 23. Und 2011 wagt er in München den Schritt in die Selbstständigkeit. „Anfangs habe ich vom Homeoffice aus gearbeitet, das war in Sendling. Und bis ich ein passendes Ladenlokal in Schwabing gefunden hatte; das war schon ein wenig Arbeit“, sagt er. Den zunächst irgendwo auf der Hohenzollernstraße angebotenen, vielleicht 2 Meter breiten „Schlauch“ für 8.000 Euro Miete, den konnte er nicht gebrauchen. Fündig wurde er dann doch noch. In der Viktoriastraße 5, Ecke Herzogstraße, hat das Team Lutzenberger, so der Firmenname, seinen Sitz und Showroom. Ausgestellt sind eine Küche – und was für eine – sowie verschiedene Lampen und Leuchtmittel und Holzplatten für das, was Lutzenberger „Stammtische“ nennt. Sowie einer dieser Stammtische, in dem Fall aus kaukasischem Nussbaum. Da ist nichts verleimt; Auswüchse mit eingeschlossener Rinde wurden mit Kunstharz ausgegossen. Das so konservierte Holz wurde mit mattem Natur-Lack überzogen. Inklusive Gestell und Mehrwertsteuer 11.280 Euro. Das ist ein Wort.Team Lutzenberger Innen 1

Gaggenau und sonst nix

Die ausgestellte Küche mit einer Natursteinplatte von Strasser und Holzelementen verfügt über mattschwarz eingehauste Geräte von Gaggenau. Da ist er kompromisslos. „Nur in Ausnahmefällen nehmen wir mal Neff. Ansonsten nur Gaggenau. Die sind langlebig im Design, es gibt eine überschaubare Modellpalette und bis dato gab es auch keine Lieferverzögerungen“, berichtet Lutzenberger. „Außerdem setzt Gaggenau sehr auf Schreinereibetriebe als Partner.“

Sicher, es habe auch schon mal Kunden gegeben, die vorher eine industriell gefertigte Premiumküche hatten. Bis dann Mängel offenbar wurden. Von einem solchen Fall berichtet er, „Als da nach vier Jahren die Kanten abgingen, blieb der Hersteller hart. Alleine der Aus- und Wiedereinbau der Geräte hätte 8.000 Euro gekostet, exklusive noch nicht bekannter Reparaturkosten. Auch die Planung der Küche war nicht zum Raum passend. Einfach eine U-Form.“ So gewann Lutzenberger einen neuen Kunden. Die Vorher-Nachher-Fotos zeigen die inzwischen schon acht Jahre alte, mit Gaggenau modernisierte Küche. So etwas erzählt er auf Nachfrage, wäh-rend er den Espresso auf den Tisch stellt. Ja, den „Stammtisch“.

Er könnte draußen so ein Schild hängen haben: Interior Designer, den Laden und sich inszenieren, an die Wand klug klingende Sprüche weltbekannter Designer oder Philosophen hängen. Da ist Lutzenberger anders gestrickt. Kommt in Arbeitskluft von der Baustelle ums Eck, da wo sie gerade 2,5 Kilometer Eiche-Massiv-Leisten als Wandlamellen verbaut haben, und sicher noch eine Zeitlang beschäftigt sein werden. Fürs Foto noch schnell ein neutrales schwarzes Sweatshirt. So passt es. „Ich plane unheimlich gerne. Und da die Küche das Herz eines Hauses ist, habe ich mich so spezialisiert“, antwortet Lutzenberger auf die Frage, warum es ihm gerade der Küchenfachhandel angetan hat. Etwa sechs bis sieben Küchen jährlich setzt er um. Natürlich nicht alleine. In Schwabing hat er einen Kollegen im Büro, ab Mai kommt ein weiterer hinzu. Gerade wird dort wieder telefoniert. Bei irgendeinem Projekt ist der Boden im Bad noch nicht fertig, hört man. Und da hier Handwerker sitzen, drehen sie deshalb nicht gleich durch oder schreien gar divenhaft „so kann ich nicht arbeiten“ ins Telefon. So ist hier keiner drauf. Man schaut, wie man wo weiterarbeiten kann und bespricht das mit den anderen Gewerken in aller Ruhe. Das ist die Zentrale in Schwabing. Hinzu kommt dann noch die eigentliche Produktion. Die ist eine Stunde außerhalb Münchens gelegen. Dort arbeiten vier Mitarbeiter, und der Cousin, ebenfalls Meister seines Fachs, leitet die eigentliche Schreinerei. Auch Lichtplanung gehört zu Lutzenbergers Job. „Licht schafft erst die richtige Atmosphäre.“ Muss man extra erwähnen, dass die Lampen von Lieferanten wie der tschechischen Glasmanufaktur Brokis oder vom deutschen Lighting-Experten Mawa stammen? Hochwert-Experte Lutzenberger beziffert die bislang teuerste ausgelieferte Küche auf gut 60.000 Euro. Wollen Kunden auch Polstermöbel, gibt es in Kooperation mit einer Polsterei in der Nachbarschaft ein entsprechendes Angebot. Sofas von Minotti oder Flexform können ebenfalls geliefert werden. Für den eigenen Showroom setzt Lutzenberger aber ausschließlich auf Eigenproduziertes – mit Ausnahme bei den Lampen und E-Geräten.

Bislang ist das Team Lutzenberger zumeist in Deutschland im Einsatz. Fragt man nach, erfährt man, dass das noch längst nicht alles ist. „Aber wir haben auch schon Möbel für eine schwedische Fähre hergestellt oder ein komplettes Haus in Brüssel gestaltet, bei dem dortige Handwerker mit von der Partie waren.“ Auch in Nordafrika wurde für ein schweizeri- sches Unternehmen ein Technologiezentrum umgesetzt. Pro Jahr werden etwa zwei bis drei B2B-Aufträge abgearbeitet. Mal waren es Kontrollräume, Pforte und Eingangshalle für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaf- fenhofen, ein IT Operations Room für die Deutsche  Börse  in Frankfurt oder verschiedene Kontrollräume bei Airbus in Ottobrunn. „Alle Aufträge gewinnen wir über die Planung, nicht über den Preis“, sagt Lutzenberger und schaut auf die Herzogstraße in Schwabing.

Team Lutzenberger Peter Lutzenberger 1

  • Schlagzeile: iTunes für die Küche

Seit dem 1.6. laufen die Multifunktionswände des Regensburger Start-ups The Wall über die Maschinen des Arbeitsplatten- und Elementeherstellers Lechner in Rothenburg. In die gemeinsame Vermarktung eingestiegen sind die Unternehmen zum 1.5. unter dem Namen „The Wall by Lechner“.

Solopremiere hatte The Wall schon auf der Area30 im Herbst 2019. Seither hat man bereits 160 Händler gewonnen und das Produkt in Deutschland in rund 100 Ausstellungen platziert. Gemeinsam mit dem großen Partner Lechner soll jetzt noch mehr Drive draufkommen.

„Wir sind in unserer Ehe der Ideengeber, der Kreative“, sagt Johannes Falk, Gründer und Geschäftsführer von The Wall. Für die Produktqualität soll Lechner sorgen. Die Mittelfranken bringen zudem ihr Händlernetz in die Ehe mit ein. Und im Gegenzug - „Für uns ist das Produkt im Business Development eine schöne Möglichkeit, aus der Küche herauszugehen“, sagt Lechner-Geschäftsführer Daniel Griehl. The Wall kann neben der Küche auch im Wohnzimmer, in der Garderobe, im Büro oder im Schlafzimmer zum Einsatz kommen.

Auch in der Küche gehen die Funktionen weit über die einer konfektionierten Rückwand hinaus. The Wall ist - diese Idee kennt Falk von seiner früheren Tätigkeit für Apple - eine Plattform, die mit unterschiedlichsten Accessoires vom Flaschen-, Gläser- oder Gewürzhalter, über Beleuchtung, Soundanlage bis zur Induktionsladestation aufgerüstet werden kann. Diese Accessoires machen die Designrückwand mit Stromleiste zur Multifunktionswand. Und: Sie sorgen für weitere Umsätze.

The Wall wird seit dem 1.5. exklusiv bei Lechner-Händlern platziert. Endverbraucher kaufen die Wand im Handel. Weitere Accessoires, so soll es sein, werden dann in der Regel über den von The Wall betriebenen Online-Shop bestellt. An diesen Umsätzen wird dann aber der entsprechende Händler beteiligt, eine Registrierung macht’s möglich. Und das auch noch nach Jahren.

The Wall Onlineshop Fotor

Falk: „Wir stellen eine Plattform und der Händler partizipiert an allen zukünftigen Erweiterungen. Wir sind quasi der iTunes Store.“ Zum Geburtstag des Kunden (oder vielleicht sogar zum Jubiläum der Wand) könnte dann zum Beispiel eine Mail eintrudeln mit der Empfehlung, neue Accessoires zu kaufen. An denen verdient der Händler dann mit.

Die Accessoires entwickelt das Team von The Wall zusammen mit Kooperationspartnern wie Rösle oder Bosch. Insgesamt sind acht Leute bei dem mit dem Schweizer Küchenbauer Orea im Hintergrund entstandenen Start-up beschäftigt. Um die 500 Zubehörartikel sollen jährlich aufgenommen werden. Da sich nicht alle Funktionalitäten aus einem Foto im Katalog erschließen, bietet der Onlineshop mit Produktvideos weitere Darstellungsmöglichkeiten.

Richtig präsentiert ist The Wall ein Produkt, das beim Endverbraucher einen „Will ich haben“ -Reflex hervorruft. „So ein Produkt zu finden ist in der Küchenbranche gar nicht so einfach“, meint Daniel Griehl.  „Wir werden einen hohen Druck im B2C-Bereich aufbauen“, sagt er. Ziel ist es, Endverbraucher durch die Kampagne ins Küchenstudio zu locken, wo sie dann vielleicht nicht „nur“ die Wand, sondern möglicherweise eine ganze Küche kaufen. Bis zur Area30 im September, wo schon die nächsten Neuheiten präsentiert werden sollen, läuft noch die B2B-Einführung. Anschließend geht es in die Endverbraucherwerbung über Onlinekanäle, Printmedien und Social Media. Auch Accessoire-Partner werden voraussichtlich auf den Marketing-Zug aufspringen. Falk: „Aus der Begleitung von großen flankierenden Unternehmen kann auch noch einiges entstehen, was das Produkt bekannt macht.“

Als Produktionsziel fürs kommende Jahr wurden 5.000 Einheiten ausgegeben. 2020 waren es noch 500 und in diesem Jahr voraussichtlich zwischen 1.200 und 1.300.

Griehl Falk Fotor

Daniel Griehl, Johannes Falk

 
  • Schlagzeile: „My home is my castle”

Ein Mittwoch, kurz vor dem Start der Interzum. Ein Kamerateam schiebt schweres Gerät durch den Showroom in Brakel-Erkeln. Eine Band wird für den späten Nachmittag erwartet. Wird ein Musik-Set einspielen hier, als würde sie abends in Köln auf dem Vauth-Sagel-Stand wummern dürfen. Die Speaker-Beiträge von Prof. Kilian Stauss, Plant-for-the-Planet-Gründer Felix Finkbeiner, Universal-Design-Gründer Thomas Bade oder dem 20-jährigen Hacker und Cyber-Security-Berater Philipp Kalweit sind schon im Kasten. Der Plattform-Aufbau ist in den letzten Zügen. Kein 3D-Rundgang. Ein Spiel wird die Vauth-Sagel-Plattform VS Live sein, die parallel mit der digitalen Interzum on air geht. 15 Minuten durch drei Etagen. Alles anders im Interzum-Jahr 2021, natürlich auch in Brakel-Erkeln. Vauth-Sagel ist auf der Interzum@home dabei – und startet wie viele andere die eigene Plattform für den digitalen Dauerbetrieb. Ende dieser Woche wird sie einer großen Journalistenrunde vorgestellt.

Level up lautet das Motto des diesjährigen Vauth-Sagel-Auftritts: Vom Erdgeschoss bis auf die Rooftop-Bar geht es digital. Es geht durch Lösungen für die Küche, fürs Wohnen, Schlafen, einmal quer durch den Sortiments-Baukasten – bis ganz oben das Gin-Tasting mit Heinz-Otto Sagel wartet. Für den, der drei Minuten extra mitbringt. Oder mehr. „In 15 Minuten kann man locker durch sein, mit mir oder einem Kollegen aus dem Team, wie auf einer Messe durch unser Haus gehen und alles mitbekommen, was wir zu sagen haben.“ Claus Sagel ist in seinem Element. Botschaft: „Wir sind anders, wir machen es anders.“ Ein eigenes Spiel wurde entwickelt, mit den Live-Kommunikation-Spezialisten Marbet (Marion & Bettina Würth GmbH & Co. KG, Schwäbisch Hall), die gerade den Deutschen Computerspielepreis in der Kategorie „Beste Innovation und Technologie“ gewonnen haben.

Für jeden, der oben ankommt und dabei genügend Punkte gesammelt hat, pflanzt Vauth-Sagel einen Baum zwischen Kassel und dem Vauth-Sagel-Sitz. Nicht in Mexiko, wo die Plant-for-the-Planet-Gründer Finkbeiner zuletzt nicht immer überzeugend erklären konnten, wo sie wie mit wem und wann welche Bäume pflanzen für unser aller schlechtes Gewissen. Die Vauth-Sagel-Bäume sollen hier wachsen, in einer Region, in der man sie dann auch sehen kann. 100.000 Bäume, das ist das Ziel.

Vauth Sagel Band im Aufbau

Zum Interview für INSIDE Küche trifft man sich im Showroom. Hat gerade einen Schnelltest gemacht, die Hände gewaschen und schön brav desinfiziert. Claus Sagel ist guten Mutes. Klar, es gäbe genügend Gründe auch hier für schlechte Laune. Die Materialversorgung. Die Einkaufspreise. Vauth-Sagel verarbeitet fast alles: Holz, Granulat, Stahl. Eine Tonne Stahl hat vor sechs Monaten 600 Euro gekostet. Heute 1.300 Euro. Entspannung ist nicht in Sicht. Die Auftragslage ist gut. Für 2021 erwartet Sagel ein Plus. „Es wird bald etwas verhaltener werden, aber ich sehe keinen Grund, weshalb ein großer Einbruch kommen sollte. Die Nachfrage ist hoch. Der Markt kauft Produkte. Und die Menschen haben es jetzt alle kapiert: My home is my castle.“

Nach einem heftigen Einbruch um über 30 Prozent im ersten Halbjahr 2020 haben sie hier im vergangenen Jahr die ursprünglichen Ziele für 2020 dank eines starken 2. Halbjahres noch erreicht. Ein kleines Umsatzplus steht in der Bilanz fürs letzte Geschäftsjahr. Rund 165 Mio Euro macht die Gruppe – rund 70 Prozent davon in der Küche. Im letzten Jahr war das Inland der Stabilisator. Gerade schieben USA und China mächtig an. In Amerika haben die Sagels gerade eine Partnerschaft mit der Würth-Gruppe als exklusivem Top-Dealer unter Dach und Fach gebracht. „Das ist eine große Nummer für uns“, sagt Claus Sagel. Doch jetzt geht es erstmal auf die digitale Interzum – und auf die Rooftop-Bar der VS Live. Und hier zum kurzen INSIDE-Küche-Talk mit Claus Sagel.

 

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  • Schlagzeile: Das Start-up wird erwachsen
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Walden, österreichischer Anbieter von Naturholzmöbeln und immer größer werdende kleine Schwester von Team7, ist seit 2015 am Markt.

Gegründet hatte Team7-Boss Dr. Georg Emprechtinger die zweite Firma ursprünglich mal, weil er einen Bedarf an Schlafmöbeln aus Massivholz auf dem Schweizer Markt gesehen hatte. So ging Walden seinerzeit auch als Schlafmöbelbauer an den Start. Recht kurze Zeit später schon wurde umgeswitcht: Seit 2016/2017 ist Walden in erster Linie Küchenlieferant mit Schwerpunkt in Deutschland und Österreich.

„Die Entscheidung war richtig. Walden ist vom Start-up zu einer etablierten Premium-Küchenmarke geworden“, sagt Stefan Radinger, kreativer Kopf der jungen Marke. Im INSIDE Küche-Talk mit den Outsidern Simon Feldmer und Eva Ernst spricht Radinger u.a. über die Entstehungsgeschichte der Küchenmarke, erklärt, woher der Name kommt und wer sich so alles eine Walden-Küche kauft.

Umsatzzahlen kriegt man keine. Nur so viel: Seit 2019 schreibt der junge Anbieter schwarze Zahlen, zuletzt hat sich der Umsatz verdoppelt. Synergien suchen Walden und Team7 bei Vertriebsleitung, Produktionsstätten und Einkauf. Produktentwicklung und Außendienst sind von der großen Schwester getrennt.

Radinger selbst ist eigentlich selbstständiger Industriedesigner und Art Director. Die Entwicklung von Walden war für ihn „mehr als ein Full-time-Job“, sagt er. Inzwischen hat er aber auch wieder Raum für andere Projekte. Auf dem Gehöft der Familie soll so zum Beispiel ein „Creative Hub“ entstehen, in dem auch mal ein Walden-Showroom seinen Platz finden könnte.

Hiergeht’s zum Talk im Podcast-Format. Und hier zum Video:

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  • H1: SHD-Chef Dietmar Meding übers Innovativ-Sein

Dietmar Meding kommt aus Paderborn. Mit Möbeln hatte er dennoch lange nichts zu tun. Meding hat Physik studiert, hat bei SAP Karriere gemacht, war beim Cloud-Spezialisten Reply, dann bei Google Cloud für das Channel-Geschäft in Deutschland verantwortlich. Seit Januar ist Meding nun der neue CEO des Software-Spezialisten SHD in Andernach.

SHD gehört wiederum der Münchner GSG Genii Software Group, die für sich in Anspruch nimmt, Software-Spezialisten aus verschiedenen Branchen unter einem Dach zu vereinen. Unter dem Holding-Dach sollen die Software-Häuser voneinander lernen.

Meding ist bei SHD nun gefordert. Wie überall: Der Branche tut Innovation gut. Anders gesagt: Sie braucht sie dringend. Und Meding bringt auf diesem Feld von Google, einer Company, die geradezu innovationsbesessen sei, wie Meding sagt, einen ziemlich radikalen Blickwinkel auf das Thema Innovation mit.

Was hilft in diesen Zeiten? Wie bekommt man wieder mehr Kunden ins Haus? Wo steht die Branche mit ihrem Geschäftsmodell morgen? Ein bisschen mehr Innovation wagen, so könnte man das Gespräch mit Meding in einem Satz zusammenfassen. Aber der Satz allein trifft es nicht ganz. Besser kurz mal INSIDE-Branchen-TV gucken: SHD-Chef Meding über Küchen-Tinder, Frequenzprobleme im Handel und Mut zur Offenheit für neue Ideen.

  • Schlagzeile: Dennis Mittelmann über digitale Abverkaufshelfer
  • H1: Dennis Mittelmann über digitale Abverkaufshelfer

Was hilft in diesen Zeiten? So lautet der Titel der neuen INSIDE-Serie. Im ersten Talk spricht Outsider Simon Feldmer mit Dennis Mittelmann, Gründer und Geschäftsführer von TrendView und der Abverkaufsplattform Sellanizer.

Im Video-Interview spricht Mittelmann unter anderem darüber, wie sich die Nachfrage nach Schnäppchen jetzt kurz vor Weihnachten entwickelt, wo gerade wirklich Kundendruck entsteht und wie Print als Werbe-Kanal weiter funktioniert. Natürlich stehen Abverkaufsaktionen bei den Händlern im Foku in diesen Tagen. Aber wie bringt man die Kunden zu sich auf die Seite oder ins Haus? Über die zehnte Lead-Kampagne?

Auch wie sich sogar recht kurzfristig durch einfachen KI-Einsatz Kosten sparen lassen, ist Thema im Talk. Mittelmann setzt da unter anderem auf Voice-KI. Die sei schnell auch für kleine Betriebe einsetzbar und nehme Reklamationsgespräche und Kundenanrufe an und könne Terminvereinbarungen mit Kunden treffen. Vorteil: „Die KI ist 24/7 vor Ort.“

Mehr dazu im kurzweiligen, knapp achtminütigen Video.