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Digitale Messen

Die Zuliefererbranche setzt ein Zeichen

07. Mai 2021, 14:01
Live aus dem Megastudio: Philipp Blum, André Dorner

Nach ein paar Tagen Interzum @home und vielen Plattform-Aktivitäten quer durch den gesamten Zuliefermarkt fällt das erste Urteil der digitalen Messeaktivitäten gar nicht so schlecht aus: Deutlich besser als erwartet. Auf diesen Satz können sich fast alle einigen. Auch auf den: Viel Traffic, überschaubare Besucherqualität.

Zuletzt hatte sich eine allgemeine Digitalmüdigkeit breitgemacht. Die Sehnsucht nach echten Treffen ist riesig. Und so arbeiten nahezu alle natürlich an ihren hybriden Konzepten. Der Schulterschluss der Zulieferbranche, die Interzum-Fahne trotz der schwierigen Rahmenbedingungen hochzuhalten, ist dennoch ein Signal. Hettich-Geschäftsführer Uwe Kreidel sagt es so: „Die Branche kann stolz sein. Das war und ist ein Kraftakt, aber es lohnt sich. Wir brauchen unsere Interzum.“

„Wir sind selbst erstaunt“: Peter Sagemüller

Fragt man sich in diesen Tagen durch die verschiedenen Häuser von Schattdecor bis Hettich, von Hailo bis Titus, ist nahezu alles dabei. Die Plattform der Kölner wird als durchaus ausbaufähig beurteilt. André Dorner und Philipp Blum sagten es beim großen Blum-Pressefrühstück am Mittwochmorgen, das aus einem beeindruckenden Studio aus Höchst gesendet wurde, treffend so: „Das kann nur ein Startpunkt sein.“ 

Die Messe hat sich spät bewegt. Das Team rund um den Messechefstrategen Matthias Pollmann hat dann in einem echten Kraftakt eine Plattform auf die Beine gestellt, auf der rund 140 Aussteller und die Messemacher alleine 3,5 Terabyte Videomaterial hochgeladen haben. Rund 10.000 Besucher hatte die Interzum @home in den Haupttagen in dieser Woche, melden die Kölner. Die Plattform wird nun noch einige Monate am Netz bleiben. So halten das auch die Größen der Beschlagszene: Vauth-Sagel, Häfele, Hettich, Kesseböhmer, Blum – alle werden ihre aufwändigen Plattformen am Netz lassen und sie in die Vertriebsaktivitäten der nächsten Monate einbinden. Schüco etwa hat mit einer aufwändigen virtuellen Führung Verweildauern erzielt und Kundengespräche geführt, die man so nicht erwartet hatte. Marketing- und Entwicklungschef Peter Sagemüller: „Das war ein voller Erfolg. Wir sind selbst erstaunt, dass wir so viele so intensive Gespräche hatten in diesen Tagen. War fast wie auf einer normalen Messe.“

Level up: Besucheransturm auf der VS Live

Die Kölner Interzum-Machern müssen nun den kommunikativen Spagat schaffen, die digitale Plattform als Baustein der zukünftigen Messeaktivitäten zu positionieren, doch am Ende alle Aussteller auch wieder physisch nach Köln zu bekommen. Pollmann sagt es noch vorsichtig so: „Es wird eine digitale Erweiterung geben.“ Es wird am Ende, das hört man aus dem Ausstellerlage deutlich, mehr als eine „digitale Erweiterung" sein müssen. Viele erwarten sich eine echte Digital-Offensive der Messe Köln. Nur so kann man sicher auch all jene Unternehmen wieder nach Köln bewegen, die in diesem Jahr trotz Schulterschluss der Branche auf die Interzum verzichtet haben. Und das waren einige. Ninka etwa verzichtete ganz auf die Interzum @home und veranstaltet seit Dienstag eigene Innovations Tage im Showroon in Bad Salzuflen und virtuell, auf der mit der neuen Eckschranklösung Trigon eine große Neuentwicklung gezeigt wird. Man habe die „Küchenecke neu erfunden“, heißt es bei Ninka. Gezeigt wird sie ohne Interzum-Anker. In diesem Jahr.

Klar ist: Die Interzum 2023 wird mit der Interzum 2019 nicht mehr zu vergleichen sein. Claus Sagel wird live vom Vauth-Sagel-Messestand aus senden, bei Blum, Hettich, Häfele und alle den anderen, die nun allesamt kleine Medienhäuser geworden sind, steht ebenfalls fest: Das Digitale wird nicht mehr verschwinden. Es muss integriert werden. Die Zulieferbranche ist auf einem beispielgebenden Weg auch für andere Segmente des Einrichtungsmarkts.

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