Die Küchen von morgen (4)
Dem Wohnumfeld angepasst

Von Ralf Müterthies, Head of Market Intelligence bei Hettich
Wie sehen die Küchen von morgen aus? Pragmatisch ausgedrückt, lautet die Antwort auf diese Frage: Ähnlich wie die von heute. Der Wandel in der Küche vollzieht sich langsamer als in anderen Bereichen. Die Küche ist das Arbeitspferd im Haus und muss immer und zu jeder Zeit funktionieren. Wenn hier mal etwas ausfällt, ist die Not groß. Oder, wie war das gerade mit dem WLAN, wenn keine Internetverbindung da ist und die Kinder beim Homeschooling im Nichts stehen? Ein Szenario, das auf die Küche übertragen bedeuten könnte: Das WLAN fällt aus und die Speisen bleiben kalt, Schränke gehen nicht mehr auf, die Kühlung versagt oder es fließt plötzlich kein Wasser mehr. Derzeit ist das zwar nicht vorstellbar, wird aber eventuell schon in der nächsten Dekade Realität. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Der digitale Wandel vollzieht sich hier langsamer. Momentan wird erst mal alles smarter, wie beispielsweise Leuchten und Lichtstimmungen. Geräte werden vernetzt, allerdings nicht, um automatisiert zu kochen, sondern um im Servicefall schneller zum richtigen Ergebnis zu kommen oder um automatisch an zuneige gehende Betriebsstoffe wie Waschmittel oder Spülmaschinenreiniger erinnert zu werden und gleich zu ordern. Eine voll automatisierte Küche ist zwar denkbar, aber wo bleibt dann das Erlebnis, das Kochevent? Ist Kochen für die meisten von uns nicht Kult, Lifestyle, Meditation, Hingabe und einfach nur schön, dieses auch gemeinsam mit anderen zu erleben? Klar hat der Thermomix hier und da seine Berechtigung, er bleibt aber ein Accessoire und wird nicht integraler Bestandteil der Küche. Zumindest vorerst nicht. Klar ist, dass digitale Rezeptdatenbanken wie Chefkoch aufgrund der Vielfalt heute nützlicher wahrgenommen werden als ein herkömmliches Kochbuch, aber auch das behält noch seinen Platz in der Küche. Damit nimmt doch die volle Kreativität des Kochens erst richtig seinen Lauf, oder?
Die nächsten Entwicklungsschritte der Küche werden sein, dass sie sich immer mehr dem Wohnumfeld anpasst. Funktionen und auch Features werden gekonnt unsichtbarer gestaltet, Geräte werden integriert und gleichen sich dem Design an. Die Grenzen zwischen Wohnen und Küche verschwimmen noch weiter miteinander. Das hat auch Einfluss auf die Gestaltung und die Arbeitsabläufe. Eine Kücheninsel muss nicht mehr wie eine Kücheninsel aussehen, sondern kann sich in Form und Stil dem Wohnumfeld anpassen, erste Schritte dahin sind vorgezeichnet. Auch unter Raumnutzungsaspekten ist dieses ein konsequenter nächster Schritt, denn Wohnraum wird knapper und teurer und muss somit auch effizienter genutzt werden. Unsere Ansätze im Rahmen der HettichXperiencedays zeigen hier mögliche Wege und Lösungen auf. Bleiben Sie gespannt.