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Stiftung Warentest

Überblick mit Fragezeichen

25. März 2021, 15:41
Auf dem Siegertreppchen: Ergoline 2. Foto: Berbel

Orientierung bieten, kritisch testen, fundierte Empfehlungen abgeben – mit diesem Anspruch geht die Stiftung Warentest in der Regel an ihre Produkttests. Ob der aktuelle Test von Dunstabzugshauben diesem Anspruch genügt, darf man allerdings bezweifeln.

Das Ergebnis ist – mal wieder – markerschütternd. 18 Dunstabzugshauben hat die Stiftung Warentest in ihrer März-Ausgabe 2021 unter die Lupe genommen. Nur fünf Modelle „beseitigen Fett und Gerüche insgesamt gut“. Anders herum formuliert: Wer sich eine neue Haube zulegt, der muss ich mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem Modell begnügen, dessen Qualität aus Sicht der Stiftung Warentest gerademal befriedigend, ausreichend oder gar mangelhaft ist. Die unterschwellige Botschaft des Artikels: Vorsicht, lieber Verbraucher, hier wirst du in den meisten Fällen hinters Licht geführt. Dass die Stiftung Warentest im Lager der Haubenhersteller damit dicke Luft verbreitet, ist nur natürlich. Die nämlich sehen die Sachlage zum größten Teil anders – mit teils gut nachvollziehbaren Argumenten.

Aber zurück zum Test: Konkret wurden sechs Wandhauben mit horizontalem Schirm und acht Wandhaben mit schrägem Schirm untersucht, dazu noch vier Unterbauhauben. In Fokus standen dabei insbesondere die Funktion, also Fett- und Geruchsbeseitigung, (45 Prozent), der Geräuschpegel (25 Prozent), die Handhabung (20 Prozent), der Stromverbrauch (5 Prozent) sowie Sicherheit und Verarbeitung (5 Prozent). Stolz hebt die Stiftung Warentest hervor, dass der Querschnitt des Tests von einer 56 Euro günstigen Kaminhaube bis zur 2.745 Euro teuren Schräghaube reicht.

Aber genau da liegt das Problem.

Denn das Ergebnis ist banal: Die teuren Modelle schneiden deutlich besser ab als die günstigen. Auf den ersten Plätzen rangiert ein Miele-Kaminhauben-Modell für 885 Euro und die Berbel-Schräghaube für 2.640 Euro. Und auch bei den Unterbauhauben steht natürlich das teuerste Modell, eine Haube aus dem Hause Constructa, auf dem Siegertreppchen. So gesehen stehen Preis und Leistung im Haubenmarkt offenbar in einem gesunden Verhältnis. Und die Diagnose sieht damit auch anders aus, als beispielsweise beim Matratzenvergleich, bei dem in den letzten Jahren die Stiftung Warentest regelmäßig die günstigsten Modelle zu den besten zählte.

Insofern führt die Artikel-Überschrift „Viel Lärm für nichts“ sicher in Irre. Zumal die Auswahl der Hauben-Hersteller Branchenkennern die Stirn runzeln lässt. Getestet wurden Miele, Siemens, Ikea, Küppersbusch, AEG, PKM, Berbel, Bosch, Neff, Falmec, Elica, Amica, Respekta, Constructa und Exquisit – eine bunte Mischung aus Vollsortimentern und Haubenspezialisten und mit Ikea auch einem Händler. Unter den Tisch gefallen sind damit Hersteller und Marken wie: Bauknecht, Beko, Gaggenau, Gorenje, Grundig, Oranier, Samsung oder auch Franke, Gutmann, Novy, Silverline und andere, von denen einige erhebliche Marktbedeutung haben. Dass in einem Kasten dazu noch Mulderlüfter-Modelle vorgestellt werden, dort aber der Name Bora nicht einmal auftaucht, macht den Test nicht besser.

Wie sich Verbraucher angesichts eines solchen Tests wirklich orientieren sollen, bleibt auch für viele Protagonisten im Haubenmarkt ein Rätsel. „Zutiefst unseriös“ sei der Test, ist da unter anderem zu hören. Und auch, dass es völlig klar sei, dass die Fett- und Geruchsfilter bei günstigen Modellen eben weniger stark arbeiteten, weil man die Geräuschbelastung durch den Motor reduzieren wolle. Anders herum werden gute Ergebnisse bei der Leistung oft durch ein lauteres Motoren-Geräusch erkauft. Kurzum: Dunstabzugshauben sind ein komplexes Produkt. Ein Test, der einen nicht nur oberflächlichen Überblick über den Haubenmarkt erlaubt, hätte die Branche allemal verdient.

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