Früher, also vor Corona, meldete sich MHK mit den Zahlen zum abgelaufenen Küchenjahr meistens vor dem Wettbewerb unter den Kücheneinkaufsverbänden. Im Estrel gab‘s Ende März oder spätestens im April, anlässlich der Jahreshauptversammlung für die Fachjournalisten den Zahlenreigen. Und da steht bei MHK seit dem Jahr 2010 immer ein Plus vorne dran.
Kurz für Leute, die das nicht mehr so auf dem Schirm haben, obwohl es davon sicher nicht viele gibt: Für das Jahr 2010 hatte der Verbund aus Dreieich damals einen Umsatz von 3,29 Mrd Euro zu vermelden. Für 2021, nach in den vergangenen sechs Jahren fast durch die Bank zweistelligen Pluszahlen, standen im Chart, das Vorstandsprecher Werner Heilos an diesem Montag in Frankfurt auf einem MHK-Pressetag im Hotel Meliá in der Frankfurter City präsentierte: 8,91 Mrd Euro.
Das ist, man kann es nicht anders sagen, schon eine Wucht. Erläutert wird die Zahl in der Fußnote als „Bruttoumsatz der MHK-Partner inkl. Lieferung und Montage“. Im Inland kamen demnach knapp über 15 Prozent obendrauf, im Ausland 18,5 Prozent. Heilos: „Das sind die besten MHK-Zahlen ever.“ Was Heilos vor allem auch auf die Rückvergütung bezogen wissen wollte, die man an die Händler ausschütte: + 20 Prozent. Also 180,9 Mio Euro.
Den Durchschnittspreis einer in einem MHK-Studio verkauften Küche gibt der Verband mit 15.147 Euro an (ohne Reddy), also mit fast 4 Prozent mehr. Früher hätte man gesagt: wertiger verkauft. Heute denkt man an die massiven Preissteigerungen, die den Durchschnittspreis weiter und vor allem im laufenden Jahr gewaltig steigern werden. Bei der Franchiseschiene Reddy lag der durchschnittliche Verkaufspreis 2021 bei 8.988 Euro. Für die Gruppe meldet MHK 2021 161 Zugänge. Rund 60 davon entfallen laut Heilos auf die Küchensparte, 12 davon aufs Ausland, wo MHK nur mit Küchen und nicht mit den anderen Aktivitäten unterwegs ist.
Seit 2010 hat sich die Gruppe in der Struktur nachhaltig verändert. Handwerk und Sanitär wurden massiv forciert, der Plan, selbst ins Wohnen zu diversifizieren, wurde eher in die Einkaufskooperation mit dem VME in Bielefeld verlagert. Die berühmte Digitalisierung der Prozesse, die Logistik, der Support für die Fachhändler, die zuletzt nicht mehr wirklich hinterherkamen, wurden ausgebaut. Zuletzt wurden die hauseigenen Werbe- und Kommunikationsagenturen Macrocom und Info-Text zur neuen Digitalagentur Miyu zusammengeführt. Das Projekt kann man sicher als großes Thema von MHK-Vorstand Kirk Mangels verstehen, der nun im digitalen Marketing nochmal einen großen Satz machen will. Mangels: „Die Leute dazu haben wir. Rund die Hälfte der Kollegen sind heute Tekkies.“
Der Wandel hat Folgen, auch in der Kleiderordnung. Der komplette MHK-Vorstand plus AR-Chef Rainer Kirchdörfer stehen heute ohne Krawatte auf so einem Event. Und MHK-Vorstand Dr. Olaf Hoppelshäuser, der unter anderem für den Vertrieb zuständig ist, für die Vertriebsschiene Magnum auch Lockdown-bedingt ein eher laues letztes Jahr zu vermelden hatte, für den Rest der Gruppe dafür umso mehr Dynamik, Hoppelshäuser sprach viel von einem heute notwendigen „kooperativen Umgang“. Das bezog sich auch auf den Umgang mit den Lieferanten, bei denen man sich aber auch immer weiter konzentriert. In den Auslandsmärkten ist MHK zum Beispiel, was die Holz-Lieferanten angeht, nur noch mit zwei Herstellern unterwegs: Nobilia und Schüller.
Sehr viel gesprochen wurde an diesem Montag in Frankfurt über das, was da noch kommt. Und von dem keiner so genau weiß, wie schwierig es werden wird. AR-Chef Kirchdörfer sprach generell von einer „unsicheren Zukunft“ und den über alle Branchen gesehen auf der Beschaffungsseite zuletzt aufgelaufenen Preissteigerungen von 30 Prozent. Von einer deutlich spürbar nachlassenden Frequenz war natürlich viel die Rede, aber nach wie vor auch von hohen Abschlussquoten in den Segmenten Küche und Bad. Heilos: „Auf das Handwerk kommen stürmische Zeiten zu. Doch der Trend wird bleiben, die Verbraucher werden in Sachwerte investieren. Und wir werden alles tun, damit der Mittelpunkt der Investitionen der Verbraucher Küchen und Bäder sind.“