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Hausgeräteindustrie und der Krieg in der Ukraine

Geräteindustrie

Die Stunde der Krisenteams

10. März 2022, 20:48
Solidarität und Sorgen: Der Krieg in der Ukraine treibt auch die deutsche Hausgerätebranche um

Der Schock sitzt tief. Mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine stehen auch viele Player im Hausgerätemarkt wieder vor Herausforderungen, die so nicht voraussehbar waren und weiterhin schwer zu kalkulieren sind. Entsprechend vage sind die Einschätzungen, die man bei einem Rundruf durch die Gerätebranche erhält. Laut Zahlen von Statista war Russland bislang der neuntwichtigste Markt für Haushaltsgeräte weltweit – mit einem Volumen von fast 12 Mrd US-Dollar. Allerdings: Wer welche Zahlen für die Statistik liefert, ist nicht immer ganz transparent, heißt es vonseiten des ZVEI. Zu den wenigen Unternehmen, die auf INSIDE-Anfrage Offizielles zur Situation rausgeben wollten, gehören aktuell die BSH, Miele und Amica. Die BSH teilt mit: „Wir sind sehr besorgt über die aktuelle Situation in der Ukraine und in Russland. Die Sicherheit unserer Kolleginnen und Kollegen in allen Ländern ist für uns von größter Bedeutung.“ Die Lieferung von Teilen für die Fertigung so- wie die Lieferung von Hausgeräten aus der Europäischen Union nach Russland hat die BSH unterbrochen. Mehr noch: Die BSH hat ebenso „mit der Aussetzung und der geordneten Stilllegung der Produktion“ in den beiden Werken in St. Petersburg begonnen. Man rechne mit „deutlichen Folgen“ für die Aktivitäten in Russland. Beobachtet wird die Situation aktuell vom einem Krisenteam, das die Mitarbeiter vor Ort unterstützt.

Miele schränkt seinen Geschäftsbetrieb in Russland „bis auf Weiteres deutlich ein“. Investitionen werden eingefroren, Lieferungen nach Russland „auf ein Minimum heruntergefahren“ – vor allem geht es dabei um bestehende Kundenverpflichtungen. „Miele ist geschockt und traurig über die entsetzlichen Zustände in der Ukraine. Zugleich fühlt sich das Unternehmen den mehr als 230 langjährig Beschäftigten und ihren Familien in Russland verbunden“, ist aus Gütersloh zu hören. „Gleichzeitig setzt das Unternehmen weiterhin alles daran, den 54 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Miele in der Ukraine und ihren Familien beizustehen. Als Sofortmaßnahme wurde die Auszahlung von Gehältern um mehrere Monate vorgezogen und zur Koordinierung weiterer Hilfe ein Krisenstab gebildet. Außerdem werden alle, die das Land verlassen wollen und können, an den Grenzen von Beschäftigten aus den benachbarten Ländern in Empfang genommen und zu einer sicheren Unterkunft gebracht. Als weitere Soforthilfe wurden unter anderem Lebensmittel, Kleidung, finanzielle Unterstützung, medizinische Hilfe und rechtlicher Beistand organisiert.“ Eine Welle der Hilfsbereitschaft spüre man darüber hinaus in der übrigen Belegschaft der Miele-Gruppe. Das schließe Angebote zur „Unterbringung der ukrainischen Kolleginnen und Kollegen und ihren Familien“ genauso ein wie die Organisation von „Spendenmöglichkeiten“. Miele will die Gesamtsumme der Spenden aus der Belegschaft zudem „deutlich aufstocken“.

Einen Krisenstab, der sich derzeit täglich zusammensetzt, hat auch die Amica-Gruppe mit Sitz in Posen (Polen) gebildet. Die Warenlieferungen in die Ukraine, nach Belarus und Russland wurden kurzfristig eingestellt. Die Geschäfte der Vertriebsgesellschaften in der Ukraine und Russland ruhen. Mehrere hundert Arbeiter ukrainischer Herkunft, so berichtet Amica Deutschland-Chef Frank Trittel, arbeiten im Amica-Werk in Wronki. „Für sie organisiert die Amica-Gruppe die Auswanderung der Familien und Angehörigen nach Wronki, um sie vor den schlimmen Folgen der Kriegshandlungen in Sicherheit zu bringen und die Familien zusammenzuführen“, lässt Trittel bekanntgeben. Und: „Besondere Verwerfungen auf den Beschaffungsmärkten sind derzeit nicht erkennbar. Lieferungen von Großgeräten aus Polen in die übrigen europäischen Länder sind nicht beeinträchtigt.“

Offen bleibt noch, wie sich Folge-Probleme der Krise, vor allem im Hinblick auf steigende Energiepreise, Logistik und Materialbeschaffung, auf die Geräteindustrie hierzulande auswirken. Von weiteren Preissteigerungen gehen so ziemlich alle Protagonisten im Markt aus.

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