17. Oktober 2025, 14:04
Prof. Kilian Stauss
Wie viel Ordnung braucht die Küche – und wie viel Unordnung darf sie haben? Professor Kilian Stauss, Industrie-Designer und Designforscher an der TH Rosenheim, geht in diesem Interview der Frage nach, warum viele Küchen an der Realität der Nutzer vorbeigeplant sind. Er plädiert für mehr Sinnlichkeit, weniger Perfektion – und warnt vor Küchen, die aussehen wie OP-Säle. Ein Gespräch über Rituale, Spülmaschinen-Mikado und die Küchenlüge der Moderne, das nicht jedem in der Branche schmecken dürfte.
INSIDE: Herr Professor Stauss, das Rheingold-Institut hat für uns kürzlich die Studie „So wohnt Deutschland“ durchgeführt. Zentrales Ergebnis: Die Menschen sehnen sich nach Ordnung – gerade in der Küche. Aber manchmal kommen einem doch Zweifel, ob moderne Küchenplanungen dieser Sehnsucht nach Ordnung immer gerecht werden?
Prof. Kilian Stauss: Das sehe ich ganz ähnlich. Die moderne Küche hat eine DNA, die nicht aus dem privaten Alltag stammt. Denken Sie an die Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky – inspiriert von professionellen Speisewagenküchen. Effizienz, Reibungslosigkeit, Hygiene standen damals im Zentrum. Verständlich: Damals war die Seuchengefahr in den Großstädten hoch. Klar, dass Ordnung und Sauberkeit für die Planer damals wichtig waren. Aber dieses Denken ist überholt. Unsere Wohnküchen heute werfen ganz andere Fragestellungen auf.
Operationssaal-Ästhetik?
Manchmal ja. Diese übersteigerte Sauberkeitslogik wirkt heute oft deplatziert. Der Alltag der Menschen ist ein anderer. Und dann knallt’s.
Zum Beispiel?
Nehmen Sie die Spülmaschine. Tolles Gerät – auf dem Papier. Aber