29. April 2025, 9:55
Manchmal kann ein Blick zurück relativieren, was uns heute Sorgen macht. Frank Straub begleitet das Unternehmen Blanco seit fast 50 Jahren – von der Ausbildung an, später als Geschäftsführer, Verwaltungsratsvorsitzender und Vertreter der Gesellschafterfamilie Blanc. Im Generationen-Gespräch haben wir Mitte April gemeinsam mit CEO Frank Gfrörer und DACH-Chef Thorsten Neelen auf die Vergangenheit, die Gegenwart und auch die Zukunft von Blanco und der Branche geschaut. Was böte einen besseren Anlass als das 100-jährige Jubiläum von Blanco und der Blanc & Fischer Familienholding? In Oberderdingen geht es längst nicht mehr bloß um Spülen und Armaturen. Ein Besuch am „Geburtsort des Wasserplatzes“.
INSIDE: Bevor wir einsteigen in 100 Jahre Firmengeschichte, müssen wir eine Sache klären: Was sind eigentlich diese Wasserschiffe, mit deren Produktion Ihr Großvater Heinrich Blanc den Grundstein für das Unternehmen Blanco gelegt hat, Herr Straub?
Frank Straub: Herdwasserschiffe sind ein zwingend notwendiges Zubehör für die früheren Kohleherde, in denen Wasser erhitzt wurde. Sie waren im Haushalt damals die einzige Heißwasserquelle. Sie konnten einen Kohleherd nicht ohne Heißwasserschiff ausliefern, so wie Sie heute eine Küche nicht ohne Spüle liefern können. Man kann also mit Fug und Recht sagen: Wir sind seit 100 Jahren am Küchenwasserplatz aktiv.
Wie viele Jahre haben Sie das Unternehmen aktiv begleitet?
Etwa 40 Jahre lang. Natürlich nicht die ganze Zeit als Geschäftsführer. Angefangen habe ich 1976 in der Buchhaltung. Aus dem operativen Geschäft ausgeschieden bin ich 2009, wurde dann vom Vorsitzenden der Geschäftsführung zum Verwaltungsratsvorsitzenden. Anfang 2016 bin ich dann auch aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden.
Ihr Einstieg bei Blanco ist also fast 50 Jahre her. In dieser Zeit haben Sie sicherlich verschiedene Höhen und Tiefen erlebt. Wie betrachten Sie mit Ihrer langjährigen Erfahrung die aktuelle Krise?
Wir hatten schon größere Krisen bei Blanco. Kurz bevor ich anfing, gab es die große Ölkrise. Man kennt noch die Bilder von Kindern, die auf gesperrten Autobahnen Fußball gespielt haben. In dieser Wirtschaftskrise war Blanco in große Turbulenzen geraten. Die Schwestergesellschaft E.G.O. hat Blanco damals aufgefangen – rückblickend eine sehr kluge Entscheidung, denn heute ist Blanco eine Perle in der Blanc & Fischer Familienholding.
Können Sie mit Ihrem Wissen aus der Vergangenheit etwas gelassener auf die aktuelle Situation schauen?
Krisen sind Herausforderungen. Wenn man gut drauf ist und eine gute Mannschaft hat, dann sind sie auch Chancen. In einer Krise trennt sich die Spreu vom Weizen. Gute Firmen kommen durch, schwache Firmen verlieren und scheiden im schlimmsten Fall aus dem Markt aus. Eine Krise ist nichts Schönes, aber auch nichts Katastrophales. Sie gehört zum Zyklus der Marktwirtschaft dazu.
Sehen Sie denn die Lage genauso optimistisch, Herr Gfrörer?
Frank Gfrörer: Wer operativ verantwortlich ist, hat natürlich direkteren Druck, aber auch ich bin ja schon ein paar Jahrzehnte aktiv und habe einiges miterlebt. Anfang der 2000er gab es eine Finanzkrise. Ab 2020 haben wir Corona durchlebt. Geschäftlich gab das für uns zwar einen richtigen Peak, doch es hat einiges auf uns Menschen gelastet. Nun haben wir Krieg in Europa. Belastende Ereignisse gibt es regelmäßig. Als Unternehmer muss man aber unterscheiden zwischen Krisen, die zu geringerem Absatz führen, und einer Disruption in der Branche. Wenn mein Produkt in Zukunft nicht mehr benötigt wird, mein Geschäftsfeld einfach verschwindet, habe ich ganz andere Themen als bei schwacher Konjunktur. Es deutet sich aber zum Glück nirgendwo in der Welt an, dass die Küche aus dem Haushalt verschwindet oder etwa kein Wasser mehr in der Küche benötigt würde.
Und wie ist Ihr Rezept für den Umgang mit der schlechten Konjunktur?