AMK
Vor dem Sturm
Wer etwas über die Großwetterlage der Küchenbranche erfahren wollte, der war richtig auf dem gestrigen Treffen der AMK-Mitglieder in Heidelberg. Die Vorstandssprecher Markus Sander (Häcker) und Frank Jüttner (Miele) ließen in ihren Vorträgen keinen Zweifel daran, dass auf die Branche ein kräftiges Tiefdruckgebiet zukommt. Wie heftig das Unwetter wird allerdings, ist für viele Player im Markt kaum absehbar. Dass es deutlich ungemütlicher wird, ist aber wahrscheinlich. Für Gesprächsstoff sorgte logischerweise auch die Nachricht vom Wechsel Volker Klodwigs nach Dreieich.
Klodwig durfte sich über viele Glückwünsche auf der Veranstaltung freuen - und über etliche Fragen, beispielsweise, mit welchen Erwartungen er diesen doch für viele überraschenden Schritt für sich verbindet. Eine Industrie-Koryphäe an der Spitze der MHK - das ist nun ganz offensichtlich eine Lösung, mit der nicht unbedingt die Mehrheit der Branchenköpfe gerechnet hatte. „Ich habe schlicht und ergreifend Lust, etwas Neues zu machen", sagte Klodwig am Rande der Veranstaltung. „Ich kann viel lernen und ich glaube, ich kann auch einiges mitbringen. Diese Kombination ist es, die mich gereizt hat."
Für viele Anwesende war unabhängig von dieser schwergewichtigen Personalie spürbar: Die Branche ist in Bewegung und muss sich bewegen - nach vielen Jahren, in denen das Wirtschaften vergleichweise einfach war.
Das Positive vorweg: Was die Entwicklung der AMK an sich angeht, kann sich das Team um AMK-Chef Volker Irle auf die Schultern klopfen: Der Mitgliederstand erreichte einen neuen Rekord. 149 Unternehmen sind aktuell Teil der AMK - zwölf neue kamen 2022 dazu.
Aber die Konferenz auf dem Königstuhl gab vor allem mal einen Überblick über die aktuelle Lage. Das vergangene Jahr lief gut, bis Juli lag der Gesamtumsatz der Küchenmöbelindustrie um 10,1 Prozent im Plus. „Die Exportmärkte übertrafen bis Juli 2022 erneut die Entwicklung im Inland", sagte Sander. Allerdings war schon im Juli eine rückläufige Entwicklung gegenüber dem Vorjahr erkennbar. Im Küchenhandel ein ähnliches Bild: Obwohl die Zahlen des Küchenpanel der GfK für das gesamte erste Halbjahr noch eine entspannte Situation zeigen, ist bei genauerem Blick aufs zweite Quartal schon ein Umbruch erkennbar. Sander: „Wir sehen, dass die Verkaufsmengen dramatisch zurückgehen." Konkret um 14,8 Prozent. Der Verkaufsumsatz rutschte um 2,4 Prozent nach unten.
„Ich hätte mich gefreut, wenn ich hätte sagen können, die Lage ist super. Aber es ist leider nicht so", sagte denn auch Jüttner. Mit Betonung des Wortes „noch", erklärte er: „Der Arbeitsmarkt ist noch stabil". Vor allem zeigen das Allzeitief der GFK und eine weltweit hohe Inflation, vor allem in Europa, wie trüb die Stimmung ist. Jüttner zur Inflationshöhe: „Indien ist besser als Europa - das muss man so klar sagen." Bei alledem gäbe es aber auch etwas Positives, so der Miele-Vertriebschef. So gebe es immer noch eine Zahl an Bauüberhängen, wenn auch Baukosten und Zinsen steigen. Auch bleibe die Küche weiterhin das Zentrum des Zuhauses und die Liefersituation auf dem Weg zur Normalisierung. Jüttner abschließend: „Es gibt auch Dinge, die kann auch ich als Vertriebler nicht schön reden". Jetzt gelte es, aus der Situation das Beste zu machen. Und: „Wenn ich nächstes Jahr hier stehe, habe ich bessere Nachrichten." Darauf sind dann auf jeden Fall heute schon alle gespannt.
Gute Nachrichten hatte AMK-Chef Irle dagegen im Gepäck, was die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft Küche angeht: Viel wurde im vergangenen Jahr in den einzelnen Fachgruppen weitergeführt oder neu angestoßen. Der Tag der Küche, „der Valentinstag der Küchenindustrie", soll dieses Jahr bekanntlich am 12. November über die Bühne gehen. Irle sieht darin „einen Kristallisationspunkt der öffentlichen Wahrnehmung". Kochduelle, Influencereinbindung, Live-Streams - es soll sich heuer viel ändern. Dazu kommen weitere Ideen zur Weiterentwicklung der Fachgruppen, etwa die Einführung einer Fachgruppe Personal. Ein wichtiges Thema für die Branche, die mehr und mehr mit dem Fachkräftemangel kämpft. Im kommenden Jahr wird man auch damit einen Schritt vorangekommen sein.