Rotpunkt/IMA Schelling

Enger Draht

10. Mai 2023, 10:12
Rotpunkt-Geschäftsführer Andreas Wagner zeigt uns den Bauplan

In Bünde hat Rotpunkt Küchen im März endlich den Spaten für den lang ersehnten Erweiterungsbau in die Erde gestochen. Wir waren gemeinsam mit Christoph Geiger, Geschäftsführer beim Maschinenlieferanten IMA Schelling, zur Baustellenbesichtigung vor Ort.

Mit insgesamt 40.000 qm überdachter Fläche in den beiden Werken Bünde und Getmold bei mehr als 100 Mio Euro Umsatz gehört Rotpunkt zu den Küchenproduzenten mit der höchsten Flächenproduktivität. „Wir sind an der Grenze dessen, was geht“, sagt Geschäftsführer und Mitinhaber Andreas Wagner. An der Grenze zwar, aber es geht offenbar. Muss auch noch eine Weile, denn der Spatenstich für den seit Langem geplanten Erweiterungsbau in Bünde ist erst wenige Wochen her.

Blick über die Baustelle in Buende Rotpunkt 4 2023 Fotor

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Wo es eng ist, braucht man viel Disziplin", erklärt Wagner. Da sich das Genehmigungsverfahren für den Neubau über vier Jahre zog und Rotpunkt unterdessen weiter wuchs, wurde in den letzten Jahren vor allem optimiert. Auch die Flexibilität der Mitarbeiter half: Im Montagewerk Bünde, wo eigentlich einschichtig gearbeitet wird, wurde zeitweise eine zweite Schicht eingeführt. In Getmold, wo mit 75 Mitarbeitern die Teilefertigung stattfindet, wurde der reguläre Zweischichtbetrieb phasenweise auf drei Schichten ausgeweitet, um der Nachfrage Herr zu werden.___STEADY_PAYWALL___Und die ist immer noch hoch: Auch im April lag der Auftragseingang des Küchenbauers noch über Vorjahr.

Dass die Erweiterung in Bünde erfolgt und nicht in Getmold, wo man ausreichend Platz hätte, hängt vor allem mit der besseren Autobahnanbindung von Bünde zusammen. Es ist ökonomischer, vier- bis fünfmal am Tag mit einem 40-Tonner die Möbelteile nach Bünde zu bringen, als die gesamte Strecke mit den fertigen Kommissionen zurückzulegen. „Dabei, den Anforderungen platztechnisch gerecht zu werden, helfen uns intelligente Maschinensysteme“, sagt der Rotpunkt-Geschäftsführer, der selbst Erfahrungen im Maschinengeschäft hat. 2011 war er als Berater der Homag-Gesellschaft Schuler Consulting zu Rotpunkt gekommen. „Wir haben alles auf links gedreht: Prozesse, Abläufe, Finanzen“, sagt er heute. Und: „Es war nicht alles schlecht.“

Als es dann an die Umsetzung ging, fragten ihn die Gesellschafter – damals war das neben Heinz-Jürgen Meyer noch Horst Rabe –, ob er das nicht lieber als Rotpunkt-Geschäftsführer machen wolle. Wagner blieb und stieg wenige Jahre später sogar als Gesellschafter mit ein. Als wir Andreas Wagner in diesem Frühjahr fragten, wer sein „Lieblings-Maschinenlieferant“ sei, sagte er trotz seiner Homag-Vergangenheit wie aus der Pistole geschossen: „IMA Schelling.“ Warum, erklärt er auch: „Nach Lübbecke haben wir den engsten Draht, was die handelnden Personen angeht.“ Den engen Draht hat Wagner dann auch schnell genutzt, um ein gemeinsames Treffen mit Christoph Geiger zu arrangieren, der in der Geschäftsführung von IMA Schelling gerade erst zusätzlich zu Produktion und Technik das Vertriebsressort übernommen hatte.

Wagner Andreas Rotpunkt Geiger Christoph IMA 4 2023 Fotor

Auf die persönliche Beziehung legen sie auch bei IMA Schelling wert, ein gutes Match also. „Wir haben keine Kunden mit Nummern, sondern Freunde. Wir gehen auch nicht aggressiv bei der Akquise vor, sondern wachsen, wenn es unseren Partnern gut geht“, sagt Geiger bei dem gemeinsamen Termin. Und: „Es macht für uns in der Projektierungsphase keinen Unterschied, ob wir mit einem Konzern oder einem Mittelständler zu tun haben. Wir reagieren auf jeden Kunden individuell.“ In der Rotpunkt-Produktion sind so einige Maschinen aus Lübbecke im Einsatz. Zu den letzten Investitionen zählten IMA-Laserkantenmaschinen für Getmold. 2016 wurden dort außerdem 5.000 qm für ein Lager- Sägesystem von IMA Schelling angebaut, und vor drei Jahren eine automatisierte und robotergesteuerte C-Teillinie für „karierte Maiglöckchen“ angeschafft. Eine neue Frontenbohranlage ist „im Anflug“. Hier wird ebenfalls auf eine neue Technik von IMA gesetzt (Bohren kombiniert mit Beschlagsetzen), die auch auf der Ligna zu sehen sein wird, sagt Geiger.

Für den Erweiterungsbau in Bünde steht Rotpunkt kurz vor den Anlagenbestellungen. Hochregallager und Sortiersystem mit sechs Robotern und zwei Montagebänder sind bestellfähig. Der Maschinenlieferant stand beim INSIDE-Besuch in Bünde noch nicht endgültig fest, als die Hallen-Fundamente bereits gegossen waren. Übermäßige Eile bei der Auftragserteilung ist aktuell nicht mehr angesagt, denn auch im Maschinenbau haben die Lieferzeiten nachgegeben. Im Einzelmaschinengeschäft sind sie branchenweit schon auf drei bis vier Monate runter. IMA Schelling hat derzeit noch 20 Monate Lieferzeit für Anlagen, erklärt Christoph Geiger. Es waren auch schon mal mehr. „Wir spüren seit dem Herbst eine Zurückhaltung bei den Investitionsentscheidungen“, sagt Geiger.

Rotpunkt hat für den Bau der 10.000 qm großen Halle neben dem bestehenden Werk – und unmittelbar neben Wagners Wohnhaus – zwei Jahre Bauzeit einkalkuliert. Genutzt wird der Neubau dann vorwiegend als Kommissionslager für Korpusteile, Fronten und Schubkästen. Und was wird in der bestehenden Produktion passieren? Wagner: „Momentan sind wir noch gemeinsam mit Lammers Engineering dabei, die Fertigungsstruktur auf den Prüfstand zu stellen.“ Wohin soll’s gehen? „Viel Automation, Prozesssicherheit, Gradlinigkeit und Effizienz.“

Heute wird Rotpunkt zwar gern als „Variantenweltmeister“ bezeichnet. Historisch steht das Unternehmen aber eigentlich nicht für Varianz. „Wir wollten raus aus der Vergleichbarkeit, USPs haben und haben uns technisch darauf eingestellt, variantenreich zu produzieren“, sagt Wagner. In dieser Nische will das Unternehmen auch bei weiterem Umsatzwachstum bleiben. Die Großfläche zu beliefern steht nicht im Plan. „Produkttechnisch stellen wir uns den Anforderungen der unterschiedlichen Märkte. Wir hören zu, was gebraucht wird, und setzen es um.“ Skandinavien zum Beispiel wird schon seit einem Jahrzehnt auch mit Badmöbeln beliefert. Weil sie nachgefragt werden. Wagner sagt es so: „Wir produzieren, was der Vertrieb verkaufen kann. Andere machen es umgekehrt.“

Dass das klappt, dabei hilft die Maschinentechnik. „Was die Flexibilität angeht“, so Wagner, „sind wir in der Branche weit besser als die gern als Vorbild genommene Automobilindustrie. Nur ein Beispiel: Auf Kundenwunsch den Kofferraum um fünf Zentimeter verlängern geht nicht. Fünf Zentimeter mehr Schrank geht schon.“

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