Kein Jahr nach der Eröffnung hat sich das Buss Küchenstudio in Oldenburgs Innenstadt etabliert. Dass das Konzept aufgeht, davon war auch die Jury des HDE-Handelsimmobilienpreises „Store oft the Year“ überzeugt. Beim VME-Händler – immerhin seit 40 Jahren im Geschäft – hat sich durch den neuen Store insgesamt einiges verändert.
Mitte Juni 2022 war es soweit: Buss, bislang außerhalb von Oldenburg und in Wiesmoor mit Möbelgeschäften am Netz, eröffnete in Oldenburgs Innenstadt sein erstes reines Küchenstudio. Bereits seit einigen Jahren hatte man bei Buss an dem Plan dazu gearbeitet. Der VME-Händler, der seit Dezember auch als Marke nur noch mit dem Firmennamen und ohne den Zusatz „Möbel“ kommunikativ unterwegs ist, verfügt nun über sechs Standorte: die beiden Möbelhäuser, das Küchenstudio, zwei BabyOne-Märkte und den Onlineshop, den Geschäftsführer Oliver Haß bewusst ebenfalls als Standort einordnet. Grüne Wiese, Online, Fußgängerzone: Mit dem 180qm großen und sich über drei Etagen erstreckenden Küchenstudio in der Einkaufspassage Herbertgang ist Buss auch in bester Lage nahe der Einkaufsstraße präsent. Eine Vollzeit- und eine Teilzeit-Mitarbeiterin arbeiten im Laden und arbeiten dabei mit ihren Küchen-Kollegen an den anderen Standorten zusammen.
Oliver Haß, gemeinsam mit Marcus Buß und Berend Buß Geschäftsführer der Buss Küchenstudio GmbH, und Sina Nähring, teamverantwortlich für Küchen hatten sich seit 2019 überlegt, wie der Bereich Küche ausgebaut werden könnte. „Wir identifizieren uns mit Küchen, das war immer ein Thema für uns“, sagt Haß. ___STEADY_PAYWALL___„Küche ist eines der komplexesten Themen im Möbelbereich und wir waren uns schnell sicher, dass wir nicht einfach ein drittes Möbelhaus bauen wollen. Wir haben das Marktpotenzial in urbanen Bereichen gesehen.“ Über die Innenstadt an sich sei in den letzten Jahren viel Negatives geschrieben worden, über das Aussterben der Innenstädte, fährt er fort. „Natürlich ist das Geschäft in der City schwieriger geworden, aber als Marktplatz ist die Innenstadt attraktiv. Wir als Möbelhändler müssen unseren Marktplatz aber natürlich selbst gestalten.“
Bei der Planung hatte man bei Buss ebenfalls schon im Blick, dass der Markt für Neubauten enger werden könnte. Haß sieht es so: „Es gibt aber sehr viele Bestandsimmobilien in Deutschland. Also haben wir mehr darauf geachtet, dass wir Kunden, die eine bestehende Küche austauschen möchten, passende Angebote machen können. Denn Renovierungen sind ein Thema. Dazu wollten wir auch die Küchen in Aktion vorführen und zu kochen.“ Natürlich musste man sich früh auf ein wesentlich abgespeckteres Angebot für die Innenstadt einigen. „In den Stammhäusern können wir zwar mehr Küchen zeigen, aber in unserem Küchenstudio mussten wir uns auf vier Küchen einigen, verschiedene Geschmacksfelder treffen. Damit haben wir uns lange beschäftigt. Muldenlüfter, verschiedene Fronthöhen oder Wasserhähne: So etwas kann man auf einer sehr großen Fläche natürlich einfacher präsentieren.“ Zu Beginn des Prozesses waren Nähring und Haß deutschlandweit unterwegs, um sich die Konzepte in anderen Städten anzuschauen. „Wir haben uns nur aufgeschrieben, was uns jeweils gefallen hat – nicht, was wir anders machen würden“, sagt Nähring. Die preisliche Positionierung ist ebenfalls gut austariert. „Bewusst wollten wir kein reines Hochwert-Küchenstudio eröffnen“, sagt Haß. „Natürlich haben wir auch eine Brot- und Butter-Küche und eine Küche im Landhaus-Stil installiert. Landhaus-Küchen vermitteln den Leuten ein heimeliges Gefühl. Sie sind hier im Norden recht beliebt: Wir verkaufen in unseren Möbelhäusern bis zu 40 Prozent an Landhausküchen.“
In Oldenburgs City lernt auch das Unternehmen, neue Prozesse oder Lösungen zu finden. Angefangen bei den kleinsten Dingen, die ja bekanntlich in der Praxis nicht zu unterschätzen sind. „Das Verkaufen im Küchenstudio ist anders als im Möbelhaus“, ist Nährings Erfahrung. „Beispielsweise sind die Mitarbeiterinnen jeweils oft alleine. Schon das ist eine Umgewöhnung. Es gibt auch nicht die kurzen Wege wie in unseren großen Häusern, wo man schnell in der Abteilung oder zu einer anderen gehen kann.“ Im Küchenstudio kommt man sich näher. Nähring: „Die Kunden erwarten auch ein wenig mehr Privatsphäre, eine intensivere Beratung. Die Verbindung zum Verkäufer ist enger, die Kunden erwarten eine persönlichere Beziehung. Den Kaufvertragsschnitt gestalten wir im Studio auch höher als in Oldenburg oder Wiesmoor, das war natürlich auch eines der Ziele.“ Haß vergleicht die Zahlen: „Wir haben im Schnitt über 30 bis 40 Prozent höhere Kaufvertragswerte in unserem Küchenstudio.“ Ausgestellt werden Schüller und Nobilia, Geräte von Miele, Falmec-Dunstabzugshauben, Quooker-Hähne, Spülen von Franke, Massivholz-Arbeitsplatten und -Tresenlösungen von Wagner & Schönherr und Naturstein-platten von Templer. Hinzu kommen Produkte von Villeroy & Boch,
Nahe dran, näher dran am Kunden, das bedeutet auch: Kochevents durchführen – auf der Dachterrasse beispielsweise soll künftig Kulinarik mit einem auflegenden DJ kombiniert werden. Alle Küchen sind mit Anschlüssen versehen, das war von vornherein so geplant. Auch das Öffnen des Eingangs neben der Schaufensterfront ist ein wichtiges Mittel, um Kontakte herzustellen oder zu vertiefen. „Man steht quasi draußen und kocht und bespielt die Plaza“, sagt Nähring. „Wenn wir die Fensterfront öffnen, entsteht eine Art Sog, sodass Interessierte kommen und wir viel einfacher in Kontakt zu den Küchen zu kommen. Bora Professional haben wir beispielsweise ausgestellt und damit schon desöfteren gekocht.“
Nicht alles lässt sich vorhersehen. Oliver Haß nennt ein Beispiel: „Im Herbertgang haben wir einen Plantagie-Tisch mit grünen Ledersesseln als Speisezimmertisch prominent ausgestellt. Eigentlich sollte der Tisch eine längere Zeitl dort stehen, jetzt werden wir aber häufiger wechseln. Denn: Wir haben noch zuvor so viele Tische und passende Stühle in dieser Farbe von Bert Plantagie verkauft, wie jetzt, wo wir ihn im Herbertgang inszenieren. Wir haben festgestellt: Schaufenster funktionieren doch!“
Derzeit sind die Oldenburger an der Detailplanung für Events, die gemeinsam mit einer Brasserie oder anderen Partnern laufen sollen. Mit spannend inszenierten Kochkursen und Musik werde man sicherlich auch so manchen begeistern, der sonst nicht häufig in der Innenstadt flaniert, ist Haß überzeugt. Seine Sicht: „Gastronomie und Musik – da geht immer etwas; wenn man sich was einfallen lässt. Dann kann man die Kunden auch vom Internet zuhause wegbewegen und ihr Interesse wecken. Es geht nicht darum, sofort etwas zu verkaufen. Die Geschäftsanbahnung dauert im Küchenstudio etwas länger. Man muss etwas dafür tun – sich nur hinsetzen und warten, dass der Kunde kommt, das reicht nicht.“
Und, unterm Strich, was kommt dabei rum? – Haß zieht Bilanz: „Für 2022 haben wir unser Ziel über-erfüllt. Wir sind mit dem Erfolg sehr zufrieden. 2023 sind wir im Januar gut gestartet, die Zeit von Februar bis April waren schwieriger, wie überall in der Branche. Wir sind aber sehr zuversichtlich die Umsatzziele dieses und der nächsten Jahre zu erreichen. Die Entscheidung, das Küchenstudio zu eröffnen würden wir genau so wieder treffen.“
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