Nahaufnahme Neelsen: Digital und papierlos

Neelsen

Digital und papierlos

15. Mai 2023, 9:56
Frank Meyrahn

Viel mehr als nur Möbelteile. Zu Besuch bei Neelsen in Bünde.

Neelsen Fotor

„Wir sehen uns als Datenlogistiker und Prozessanbieter“, sagt Frank Meyrahn, gemeinsam mit Petra Meyrahn Geschäftsführer des Familienunternehmens Neelsen GmbH. Guter Hinweis für all diejenigen, die Neelsen eigentlich als Möbelteilehersteller abgespeichert hatten. Natürlich ist Neelsen auch heute noch Produzent von konfektionierten Möbelteilen. Dazu gehören nicht nur Zuschnitt und Bekantung, sondern auch viel Sonderbearbeitungen. Die Prozesse reichen tiefer als bei anderen verlängerten Werkbänken.

Doch auch damit ist es nicht getan. Bei den Kunden – zu 95 Prozent sind das Küchenmöbelhersteller – ist die Digitalisierung der Produktion längst gelebte Praxis. Hier muss man anknüpfen. Wachsen will Neelsen künftig stärker auch bei Innenausbauern und Schreinern. „Diese Zielgruppe kann datentechnisch inzwischen auch viel leisten“, sagt Meyrahn. Wer dort punkten will, muss die Prozesse beherrschen. Meyrahn: „Wir sind völlig digital. Es läuft alles papierlos mit bestehenden Kunden. Drittlieferanten können bei der Datenlogistik mit ins Boot geholt werden. Darum bezeichnen wir uns heute auch als Prozessanbieter. Wir definieren das Produkt über den Prozess.“

Historisch entstanden ist das Unternehmen im Jahr 1950 aus einer Bautischlerei. In den 60er und 70er Jahren wurden Teile für Wohnmöbelhersteller gefertigt. „Damals war Eiche schick“, erzählt Frank Meyrahn. Das Unternehmen firmierte auch noch nicht unter dem Namen Neelsen. Den bekam es erst im Jahr 2005, als der damalige Geschäftsführer Klaus Neelsen und seine Frau Irene, Frank Meyrahns Schwiegereltern, die Glunz-Tochterfirma Gollin kauften und umfirmierten. Hier haben der heutige Logistikstandort Bad Oeynhausen und das Werk Hüllhorst ihre Wurzeln. 2007 kam dann noch das Werk in Bünde dazu, wo früher Hofemeier- Küchen gefertigt wurden.

___STEADY_PAYWALL___„Die ersten Maschinen, die datentechnisch angebunden werden konnten, haben wir 2012 angeschafft“, erinnert Meyrahn sich. „Industrie 4.0 nannte man das erst später.“

Heute ist Neelsen auf Losgröße 1 spezialisiert, aber auch mittlere Losgrößen bis zu 200 Stück gehören zum Angebot. „Umfeld-Beiwerkmaterial“ für alle sichtbaren Flächen in Küche, Bad und Büro wird kommissioniert, zu den Kunden zählen Firmen wie Häcker, Nolte, Siematic oder auch Schröder Küchen. Anfragen kommen immer häufiger aber auch direkt von großen Handelsgruppen und Verbänden, die sich differenzieren wollen. Da der Auftragseingang bei Neelsen genau im Takt der Küchenmöbelindustrie schwingt, bedeutete das mengenmäßig in den ersten Monaten dieses Jahres Rückgänge im unteren zweistelligen Prozentbereich. Optimisten bezeichnen das bekanntlich als Normalisierung auf dem Vor-Corona- Niveau. In den vergangenen Jahren konnten Insolvenzen im Kundenkreis durch das Wachstum mit anderen Kunden recht gut abgefedert werden.

Zuletzt lag das Unternehmen bei rund 12 Mio Euro Umsatz mit rund 120 Mitarbeitern. Etwa zwei Drittel vom Umsatz entfallen auf lackierte Produkte, das verbleibende Drittel auf Schichtstoff- Produkte. Oberflächen wie Fenix von Arpa oder Pfleiderers Xtreme sind im Einsatz. Investiert hat Neelsen in den vergangenen Jahren in Lackier- und Verfahrenstechnik. Vieles wird aber auch noch handwerklich gefertigt, was angesichts der eingangs beschriebenen Digitalisierungsfortschritte doch verblüfft. „Wir können auch Nischenprodukte herstellen mit sehr exklusiven Oberflächen, die beispielsweise Objekteure einsetzen“, sagt Frank Meyrahn.

Sichtlich stolz sind sie in Bünde auf die 2019 durchgeführte Investition in einen VOC-Biofilter. Die Lackierung wurde in Bünde zentralisiert und an die Anforderungen des Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) angepasst. Die neue Biofilteranlage baut mit Hilfe von Mikroorganismen Schadstoffe in Luft und Wasser restlos ab, und zwar beim Einsatz lösemittelhaltiger Lacke. In dem Zusammenhang haben sie bei Neelsen auch die Emissionen von Bauteilen testen lassen und festgestellt, dass diese gering genug sind, um die Produkte mit dem Blauen Engel auszeichnen zu können. Das benötigte UZ 38 Zertifikat hat man inzwischen in der Tasche. Seit Ende März dieses Jahres sind die Produkte außerdem FSC-zertifiziert. Wer die Interzum besucht, wird Neelsen dort in Halle 6.1 finden. Auf der Kölner Zuliefershow ist Neelsen, eigentlich ZOW-Gründungsmitglied und -Fan, seit 2015 vertreten. Dort werden hauptsächlich Kunden aus dem europäischen Ausland angesprochen – die ja in den Hoch-Zeiten der ZOW noch nach Bad Salzuflen pilgerten. „Unsere ostwestfälischen Kunden erreichen wir inzwischen über das Furniture Future Forum in Bünde“, sagt Meyrahn, der mit dieser Zweiteilung recht zufrieden scheint. Dem Timing der ZOW allerdings, dem trauert er nach wie vor hinterher. „In der Region sind die Gespräche schon gelaufen. Köln im Mai ist eigentlich zu spät“, sagt er.

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