Deutschlandweit ist Marquardt Küchen vor allem als Küchenhandelsunternehmen bekannt. Als eins mit eigenem Granitwerk, was in der Kombination einzigartig ist. Wir waren zu Besuch in Thüringen.
Wegen der Arbeitsplatte überführt: Anhand des markanten Musters seiner Granitarbeitsplatte wurde im April der „Pentagon- Maulwurf“ überführt, der die US-Geheimdienstdokumente zum Ukraine-Krieg geleakt hatte. Klar, dass Heike Helbing dieser Radiomeldung aufmerksam zugehört hat. Mit Naturstein-Arbeitsplatten kennt sie sich aus. Helbing arbeitet seit fast drei Jahrzehnten für Marquardt Küchen im thüringischen Emleben und kennt jeden Winkel der gläsernen Granithalle und im Natursteinwerk. Wir treffen Heike Helbing zunächst im Werksstudio in Emleben, einem von inzwischen 22 unternehmenseigenen Küchenfachmärkten. Seit 2016 mit Franchise gestartet wurde, haben sich darüber hinaus 20 Franchise-Studios etabliert. Nummer 21 kommt im Mai in Steinfurt dazu.
Die über das Händlernetz verkauften Küchen baut Marquardt nicht selbst. Die kommen von der Konzerngesellschaft Pronorm oder von anderen Herstellern wie Nobilia oder Walden. Die Arbeitsplatten aber, die fertigt Marquardt selbst. Früher, vor der Pandemie, kamen samstags bis zu 100 Kunden nach Emleben. Sie bekamen eine Werksführung, durften ihre Rohplatten aus rund 75 Naturstein-Arten selbst aussuchen, die Ausschnitte festlegen und auch mal in der Vorführküche kochen. Ein Rundgang durchs geschichtsträchtige Städtchen Gotha gehörte an diesen Wochenenden ebenso dazu wie Thüringer Klöße oder Bratwurst. Diese Events haben Marquardt sogar mal in die Endrunde für den thüringischen Tourismuspreis gebracht.
Inzwischen wurden die Events entzerrt. Die Kunden kommen überwiegend unter der Woche. Es sind weiterhin etliche, die die Marquardt-Studios bundesweit dorthin entsenden.___STEADY_PAYWALL___Teils sind auch Kunden der Schwesterfirma Plana dabei, die ein eingeschränktes Sortiment von Natursteinplatten aus der Marquardt-Produktion führt.
Die gläserne Granithalle, im Jahr 2000 eröffnet, ist von Volkswagen inspiriert. In Emleben geht es familiär zu. Im Nachgang ihres Besuchs erhalten die Kunden Fotos. Es kommt auch vor, dass sie nochmal das Rezept vom leckeren Ananaskuchen oder dem Salat aus dem Kochkurs erfragen. „Wir behandeln unsere Kunden wie Freunde“, gehört zu den Grundsätzen, die Marquardt- Geschäftsführer Oliver Barth im Imagevideo auflistet. tet. Außerdem: kein Verhandeln beim Küchenverkauf. Der Kunde bekommt direkt den endgültigen Preis und kann das Angebot auch mitnehmen. Und: keine Anzahlungen. Die intensive Betreuung am Standort und auch in den Küchenstudios, wo Marquardt-Kunden beim Küchenkauf einen Gutschein für Gerätevorführungs- Events ausgehändigt kriegen, führt häufig zu Empfehlungen.
Vor einiger Zeit flog ein Kunde mit dem privaten Flieger seine ganze Familie ein, um einen Stein namens Taj Mahal zu bestaunen. Auf dem Luftweg hat auch schon mal Höffner-Boss Kurt Krieger den Weg nach Emleben gefunden. Seit 2007 gehört das Unternehmen Marquardt zu Culinoma, seinerzeit als Joint Venture zwischen der niederländischen Mandemakers-Gruppe und dem schwedischen Küchenkonzern Nobia gegründet, heute zu 100 Prozent im Besitz von Mandemakers. In der Produktion in Thüringen arbeiten 80 Leute, etwa 600 im gesamten Unternehmen.
Michael Marquardt, den INSIDER auch als Roller-Mitgründer kennen, hatte 1991 in Thüringen zunächst Büromöbel produziert. Auch einen kleinen Küchenzweig gab es damals, erinnert sich Heike Helbing. Ende der 90er Jahre, damals war sie schon dabei, hat Michael Marquardt in den Niederlanden gesehen, was sich mit Naturstein umsetzen lässt. Er stellte die Fertigung auf Natursteinarbeitsplatten um. Heute werden um die 100.000 qm im Jahr verarbeitet. Die Natursteine sind teils 200 Mio Jahre alt und kommen aus Brasilien, Indien, Südafrika oder den USA. Sie haben Namen wie Belvedere, Black Cosmic oder Avocado, die Heike Helbing aus dem Effeff kennt. Eselsbrücken wie die von Goethe („Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess ich nimmer“) braucht sie keine.
Für die Glasfaserunterkonstruktion, die die Marquardt-Platten bis 3,5 Tonnen belastbar macht, hat das Unternehmen ein Patent von der LGA Würzburg. Um den Stein zu schneiden, braucht es diamantbesetzte Sägeblätter. Ausschnitte für Spülen werden mit 3.500 bar wasserstrahlgeschnitten. Das Bearbeitungszentrum braucht ca. 3,5 Stunden, um eine Tropftasse zu fräsen, so hart ist das Material. Würde etwas schieflaufen, wären Geld und viel Zeit verschwendet, weshalb Schablonen und Maße aller Spülenhersteller bei Marquardt hinterlegt sind. Das trägt zu einer geringen Reklaquote bei.
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