Beim Beschlagriesen Hettich ist die Nachhaltigkeitsstrategie Chefsache. Wo liegt der Fokus in Kirchlengern? Von zeitgemäßen Messebaustrategien über grünen Stahl bis hin zur Auswahl der Dienstleister, die zum großen Ganzen beitragen.
Ein Gastbeitrag von Hettich-Geschäftsführer Uwe Kreidel
Seit Anfang der 90er Jahre gelten bei Hettich verbindliche Nachhaltigkeitsgrundsätze und diese setzen wir auch konsequent um. Unsere großen Nachhaltigkeitsziele bei Hettich heißen: CO2-Emissionen vermeiden, verbleibende Emissionen kontinuierlich reduzieren, Ressourcen schonen und die Energieeffizienz erhöhen, die Recyclingfähigkeit der Hettich-Produkte weiter optimieren und die Biodiversität an den Unternehmensstandorten fördern.
Zur kommenden Interzum lassen wir unseren kompletten Messeauftritt erstmalig von der Stiftung Myclimate als CO2-neutral zertifizieren. Wir stimmen dazu alles auf das Ziel ab, CO2 zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren: Transportmanagement, technische Standausstattung, Wiederverwendung von Standbaumaterial und Exponaten, regionales, saisonales Catering, effizienter Einsatz der Standbesatzung mit Anreise und Übernachtungen bis hin zum Verzicht auf Give-aways. Zur Kompensation der CO2-Emissionen, die dann noch anfallen, unterstützen wir ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt.
Um unseren CO2-Ausstoß bei Hettich insgesamt zu senken, beteiligen wir uns schon seit 25 Jahren am weltweit strengsten Umweltmanagementsystem EMAS. Allein sechs der europäischen Hettich-Standorte sind bereits EMAS-zertifiziert und unterziehen sich jährlichen Überprüfungen durch staatlich zugelassene Umweltgutachter.
Seit dem Jahr 2021 beziehen alle deutschen Produktionsstandorte zu 100 Prozent Ökostrom aus erneuerbaren Energien. Wir setzen auf Sonnenenergie und bauen unsere eigenen Photovoltaik-Anlagen weiter aus. Um für kurzfristige Engpässe in der Energieversorgung vorzusorgen, bereiten wir uns aktuell auch auf die Verwendung von Flüssiggas für unsere Pulverbeschichtungsanlagen vor.
An unseren globalen Produktionsstandorten konnten wir von 2016 bis 2021 die spezifischen CO2-Emissionen um 60 Prozent senken, die absoluten CO2-Emissionen gingen um gut 40 Prozent zurück. Bis 2030 wollen wir weltweit an den Hettich-Standorten gemäß GHG Protocol Scope 1 und 2 klimaneutral werden. Die ostwestfälischen Hettich-Standorte haben sich dazu bereits 2022 der freiwilligen Klimainitiative der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen-Lippe angeschlossen.
Lange Produktlebensdauer dank hoher Qualität ist auch ein Nachhaltigkeitsfaktor. Zur Kontrolle und Optimierung nutzen wir unser gemäß ISO 9001 zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem. Aber auch unsere Kunden sollen mit den Hettich-Produkten einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten können. Daher achten wir beispielsweise auf Ressourcenschonung durch intelligenten Materialeinsatz. Leitsatz: So viel wie technisch nötig – aber so wenig wie möglich. Bei Kunststoffen verwenden wir, wo immer technisch machbar, Regranulat. In Kirchlengern haben wir es in einem Projekt geschafft, den Ausschuss an Fertigbauteilen um jährlich 7.200 Stück zu senken und damit einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung zu leisten.
Dienstleisterauswahl nach Umweltaspekten
Wir arbeiten daran, immer nachhaltigere Verpackungslösungen einzusetzen: durch Erhöhung des Anteils recycelbarer Materialien, Vermeidung von Verbundpackstoffen, Reduzierung des Verpackungsmaterialeinsatzes oder Prüfung des Einsatzes von Kunststoffen mit hohem Recyclinganteil oder Regranulat sowie Mehrwegverpackungen wie Paletten, Gitterboxen und Trays.
Im Logistikmanagement arbeiten wir kontinuierlich an der Optimierung von Transportwegen. Es werden möglichst multimodale Transporte mit mehreren Verkehrsträgern genutzt, auch die Auswahl unserer Logistikdienstleister erfolgt nach Umweltaspekten. Unsere Produktionsstrategie, in den jeweiligen Regionen für die lokalen Märkte zu produzieren, hat uns während der Corona-Pandemie einen Versorgungsvorteil verschafft, aber auch im Sinne der Nachhaltigkeit werden wir das Prinzip der kurzen Wege weiter vertiefen.
Nachhaltig bedeutet für uns ebenso, immer wieder Innovationen in unseren Produktgruppen zu entwickeln, damit wir unseren Kunden auch künftig attraktive, marktgerechte Beschlaglösungen anbieten können: 125 Millionen Euro hat Hettich im Jahr 2022 global in neue Produkte, Gebäude und Maschinen investiert. Die aktuell im Bau befindliche Produktionshalle C3 in Kirchlengern wird den Jahres-Primärenergiebedarf nach Gebäudeenergiegesetz GEG 2020 um 84 Prozent unterschreiten.
Das Thema „Green Steel“ ist seit dem Hettich-Pilotprojekt 2021 zentral für uns. Der CO2-reduzierte Stahl aus deutscher Herstellung für die Sensys-Scharniere hat rund 70 Prozent weniger CO2 verbraucht als konventionell erzeugter Stahl. In absoluten Zahlen: 630 kg/t CO2 statt 2.190 kg/t. Theoretisch könnten wir so über 450.000 Tonnen CO2 in der gesamten Hettich-Gruppe einsparen. Das Problem: Der klimafreundlichere Stahl ist derzeit nur begrenzt am Markt erhältlich und hat noch einen deutlich höheren Preis. Wir haben uns für 2023 verfügbare Kontingente dieses Stahls gesichert, um für interessierte Kunden entsprechende Beschläge zu produzieren. Langfristig möchten wir gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern möglichst nicht nur CO2-arme, sondern sogar CO2-neutrale Produkte entwickeln und herstellen.
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