Solitaire: Ein Gespräch mit Annette Hollemann
Solitaire
Nachgehorcht in München

Mit dem Einstieg in eine völlig neue Gerätekategorie hat bei den IFA-Previews im Sommer die BSH überrascht. In München nimmt man in Zukunft auch den Wasserplatz ins Visier — und will keine kleinen Brötchen backen. Wir haben mit Annette Hollemann gesprochen, die den Bereich Solitaire The Waterbase mit aufgebaut hat und verantwortet, und haben dabei gelernt, warum „Spülentagebücher“ geführt werden.
Solitaire ist eine Kombination aus Armatur, Spüle und Abfallsystem mit jeder Menge technischen Finessen. Im Zoom-Gespräch Anfang August erzählt Annette Hollemann, dass sie 2006 zur BSH kam und zunächst im Kleingerätebereich tätig war. Als man sie vor einigen Jahren fragte, ob sie Interesse habe, etwas ganz Neues für die BSH mitzuentwickeln, zögerte sie nicht lange. „Ich liebe es, neue Felder zu eröffnen, zu schauen, welche Wünsche Kunden haben und dafür Lösungen zu entwickeln“, so Hollemann. Man überlegte, in welchen Bereichen der Küche die BSH bislang kein Angebot hat und eventuell eines schaffen könnte – immer im Hinterkopf, dass die BSH ihren Anspruch an Technologie einbringen wollte – und entschied sich für den Bereich Spüle.
Vor fünf Jahren etwa stiegen die Münchner in tiefere Recherchen ein. Endkunden, Architekten und Küchenfachhändler wurden interviewt, insgesamt 500 Interviews waren es und qualitative Studien in mehreren Ländern. Diese ergaben, dass die Spüle normalerweise keine positiven Assoziationen hervorruft. Besonders eingeprägt hat sich Annette Hollemann die Aussage, die Spüle sei ein „schwarzes Loch“. Man ließ „Spülentagebücher“ führen. Wie oft und wozu nutzt man die Spüle? Dabei stellte man fest: Es ist oft gar nicht mehr das Spülen, das wir dort tun, eher das Händewaschen, Getränkezapfen oder Wasserholen. „Die Tätigkeiten haben sich verändert, also müssen wir auch den Ort neu denken“, sagt Annette Hollemann. Ein zentrales Thema war auch das Wegräumen. Während mancher Proband die Spüliflasche nach jedem Gebrauch ordentlich verstaute, blieb der Lappen stets draußen. Klar: Den nassen Lappen räumt man nicht in den Schrank. Bei Solitaire kann man nasse Lappen und Schwämme sowie feuchte Handtücher in speziellen Trocknungsfächern verschwinden lassen. Der Trick: ein Ventilator, eine leichte Heizung und ein Timer.