10. Mai 2023, 11:42
Der Beschlaghersteller Kesseböhmer arbeitet seine Nachhaltigkeitsstrategie bis zum Abwasser aus.
Ein Gastbeitrag von Thore Brors
Als familiengeführtes Unternehmen denken wir langfristig und generationenübergreifend. Unser Grundverständnis basiert auf der Rolle eines verantwortungsvollen Arbeitgebers und ehrbaren Geschäftspartners. Das beinhaltet auch, nachhaltig zu wirtschaften und gesellschaftliche, politische, soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen – sowohl für die Region und unsere Mitarbeiter als auch im internationalen Kontext entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Unsere Schwerpunkte sind dabei: Nachhaltigkeit in den Produkten, Nachhaltigkeit in der Produktion, alternative Materialien, das Vermeiden kritischer Stoffe und vieles mehr. Unsere Produkte sind langlebig, weitgehend recyclebar und helfen dem Endverbraucher, ergonomisch zu arbeiten und Verschwendung zu vermeiden.
Langlebig: Wir prüfen die Lebensdauer unserer Produkte in unserem Testzentrum. Diese richtet sich immer nach der Lebensdauer der Küche, in die sie eingebaut werden.
Recyclebar: In den letzten Jahren konnten wir unsere Recyclingquote kontinuierlich erhöhen. Unsere Produkte bestehen heute aus fast vollständig wiederverwertbaren Materialien. Unser Herstellungsprozess ist optimiert auf die weitere Verwendung von Ressourcen.
Fast drei Viertel des Produktionsmaterials kommen aus Deutschland. Wir benötigen zur Herstellung unserer Produkte Holz, Metalle, Kunststoffe, Chemikalien und Elektronik. 98 Prozent unserer Lieferanten für Produktionsmaterial haben ihren Sitz in einem Mitgliedsstaat der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), aus Deutschland kommen 70 Prozent des Produktionsmaterials. Das garantiert möglichst kurze Transportwege und eine hohe Qualität. Konsequent führen wir zudem Lieferantenbewertungen durch, um unsere hohen Anforderungen sicherstellen zu können, z.B. im Bereich Automotive durch die Lieferantenüberwachung gemäß IATF 16949.
Wo möglich, beziehen wir die Rohstoffe aus nachhaltiger Gewinnung. Beispiel Holz: Wir beschaffen es u.a. aus FSC- oder PEFC-zertifizierter Waldwirtschaft. Massivholz versuchen wir zu ersetzen. Mit OrganiQ haben wir einen zukunftsweisenden Verbundstoff entwickelt, der zu 68 Prozent aus den schnell nachwachsenden Pflanzenfasern Hanf und Kenaf besteht sowie zu 25 Prozent aus einem nachhaltigen Bindemittel auf Wasserbasis. Bei der Verarbeitung der Rohstoffe überprüfen wir gesetzliche Vorgaben zur Vermeidung kritischer Stoffe nach den Richtlinien REACH, RoHS sowie WEEE und halten darüber hinausgehende Kundenanforderungen ein.
Abwasser – ist für uns ein wertvolles Gut. Ein Herzstück in unserer Produktion sind die Galvanik-Anlagen, mit denen Kesseböhmer-Oberflächen veredelt und für deren Qualität wir geschätzt werden. Dabei entstehen Abwässer, durch Spülvorgänge des Materials und in „Arbeitsbädern“ bei dessen Behandlung. Wir klären unser Abwasser nicht nur selbst, sondern nutzen Wasser zuvor optimal u.a. durch folgende Maßnahmen: Wir haben beispielsweise einen Frequenzumrichter in den Filterpressen in der Wasseraufbereitung eingebaut. Dadurch werden die Pumpen entlastet mit einem geringeren Stromverbrauch und geringeren Wartungskosten durch Verminderung des Verschleißes. In der Produktion haben wir eine Kreislaufionenaustauscheranlage in den Fertigungsprozess integriert, was eine Wiederverwendung großer Wassermengen ermöglicht. Dadurch wird der Frischwasserbedarf, damit auch das Abwasser, deutlich minimiert. Das genutzte Wasser wird zudem permanent u.a. mit Aktivkohle gefiltert. Dadurch kann Wasser länger verwendet werden, es kommt dennoch dazu, dass die Arbeitsbäder erneuert werden müssen. Das „verworfene“ Wasser allerdings wird der Abwasserbehandlung so gezielt zugeführt, dass der Einsatz von Neutralisationschemikalien so gering wie möglich gestaltet werden kann. Bei der Einleitung in das Kanalisationssystem ermitteln wir täglich Wasserwerte, um diese mit den vorgeschriebenen Grenzwerten abzugleichen. Unsere internen Messstellen und unser qualifiziertes Fachpersonal stellen die Einhaltung des Wasserhaushaltsgesetzes und der Abwasserverordnung mängelfrei mehr als sicher. Wir sind Pregis-zertifiziert.
Bei Verpackungen setzen wir auf recyclebares Material. Bei Großkunden nutzen wir Mehrwegverpackungen. Wir entwickeln ständig neue Verpackungslösungen, die weniger Ressourcen verbrauchen und recyclebar sind. Styropor ersetzen wir sukzessive durch Faserformteile, Well- oder Wabenpappe. Dadurch sparen wir dauerhaft mehrere Tonnen Styropor jährlich ein. PE-Schaumfolien, Kunststoff- Folien und Beutel ersetzen wir durch Papier.